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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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INGROWITZ, 23. AUGUST 1876 477 tags- und über jene des Reichsrats der Klub der Reichsratsabgeordneten, 9 an der Zahl, zu entscheiden! Das ist doch ein kompletter Unsinn! Infolge- dessen kann es geschehen, dass die Majorität des Ersten sich für die Passivi- tät und jene des Zweiten für die Aktivität entscheidet, womit das polit[ische] Monstrum glücklich geboren wäre. Ingrowitz, 23. August 1876 Eines der verderblichsten Gesetze der modern liberalen Ära ist das Gemein- degesetz,1177 weil es an Stelle des historischen, allerdings zu reformierenden Verhältnisses des großen und kleinen Grundbesitzes echt revolutionär den frühern Herrn unter seine frühern Untertanen gestellt und den Klassen- krieg in Permanenz erklärt hat. Die frühere Gemeinde war eine landwirtschaftliche Zunft von auf ehe- mals herrschaftlichem Grunde um den dominikalen Wirtschaftshof koloni- sierten Arbeitern. Indem die liberale Gesetzgebung durch Machtanspruch die Katastralgemeinde, die zu Zwecken der Steuerbemessung, also einsei- tig angenommene topographische Einheit, zur politischen Gemeinde dekre- tiert hatte, war ihr der früher herrschende Grund einverleibt, der Herr dem Untertan unterstellt und sein meist überwiegender Besitz zur Melkkuh für alle Bedürfnisse, ob begründet oder nicht, der neuen Gemeinde und sonsti- ger Gelüste der neuen Machthaber gemacht. Ein so verrenktes Verhältnis ist ein unleidliches und das Bestreben nach einer natürlichen, bequemern Lage und Stellung die Quelle endloser Reibungen, die Ursache nie ruhender Kämpfe, die nur auf zweierlei Art enden können, und zwar, entweder durch eine gerechte, der Natur und dem begründeten Interesse beider Teile gleich- mäßig entsprechende gesetzliche Regelung, oder, leider wahrscheinlicher, durch den Untergang eines von beiden. Entweder wird der große Grundbesitz – seiner persönlichen Unterord- nung und der hohen Zahlungspflicht in der Gemeinde für ihre meist sehr fern liegenden Einrichtungen und Bedürfnisse müde – seinen Besitz par- zellieren, von der Rente des so erzielten Geldkapitals leben und allenfalls Schloss und Park als Sommervilla behalten, damit aber als politischer Fak- tor verschwinden und dem Lande und seinem Volke verloren gehen. Oder er wird den kleinen Besitzer auskaufen und zum Taglöhner degradieren und in die Stellung des Fabriksherren zum Arbeiter, vom Sklavenhalter zum Skla- ven treten, sobald das Latifundium fertig ist. Das eine ist so schlecht wie das andre. Ein Drittes aber gibt es nicht. 1177 Reichsgemeindegesetz vom 5.3.1862, RGBl. 18/1862, 36–41.
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Titel
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Autoren
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Herausgeber
Jiří Malíř
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
1144
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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