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len dürfte dieselbe sein. Warum also nicht gleich dasjenige tun, was einen
bleibenden Wert hat? Ob nun noch die 2/3 Majorität für das Wehrgesetz zu
erreichen ist?
Die Liberalen hoffen sichtlich auf eine Auflösung des R[eichsr]ats und auf
Neuwahlen, die unter diesen Umständen und auf solche Veranlassung hin
für sie Vorteile versprechen.
Dazu der prinzipienlose, schwankende Taaffe, der am Ende mehr zu den
Liberalen als zu uns neigt!
Ist die 2/3 Majorität für das Wehrgesetz nicht auf 10 Jahre zu erlangen,
so geht es wohl auf 5, was immerhin besser wäre, als wenn kein Beschluss
zustande käme.
Auch Franz Falkenhayn ist zum Geheimen Rat ernannt. Der Wind steht
nach rechts! Auf wie lange?
Der Pater Provinzial S. J., den ich gestern sprach, will auch nicht an ein
Besserwerden glauben.
Wien, 15. November 1879
Heute ist Hohenwart zur Privataudienz zum Kaiser befohlen.
Möge die Fürbitte des hl. Leopold, dessen Fest heute begangen wird, alles
zum Guten lenken. Diese Entrevue ist umso bedeutsamer, als der Kaiser es
seit 1871 in auffallender Weise vermieden hat, mit Hohenwart zu sprechen.
Lösch, 23. Dezember 1879
In Wien hatte ich gedacht, für diese Blätter reichen Stoff zu sammeln. Nun,
am Stoff fehlte es nicht, desto mehr aber an der Zeit und Kraft zum Sam-
meln.
Um 8 U[hr] morgens wird gefrühstückt, dann Briefe und Zeitungen durch-
gesehen bis 1/4 vor 11. Dann ins Abgeordnetenhaus bis mindestens 3 Uhr,
um 4 zum Essen und um 6 bis 9 und 9 1/2 in eine Ausschuss- oder Klub-
sitzung. Das ist die Regel mit sehr wenigen Ausnahmen. Später bin ich zu
müde, um noch [zu] schreiben, geschweige denn – so notwendig es auch wäre
– etwas studieren zu können.
So erweist sich der moderne Parlamentarismus in allem und jedem als ein
hohles Blendwerk. Unendlicher Formenkram, täuschende Schaustellungen
aufreibende und doch ganz unfruchtbare Geschäftigkeit, und freiwillig oder
gezwungen, die größte Oberflächlichkeit.
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115