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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Seite - 723 -
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LÖSCH, 4. NOVEMBER 1884 721 Der Liberalismus steht zu alledem im schärfsten Gegensatz. Er ist die Re- ligion der Ichheit, der Selbstvergötterung, der Aufhebung aller Beziehungen zu einem festen unwandelbaren Punkt, der außer der Welt und über dem Universum gelegen ist. Der Liberalismus findet den Brennpunkt im losgelös- ten Individuum, in der absoluten Persönlichkeit des Menschen.“ Als ich bei Beratung des VI. Abschnitts der Gewerbeordnung im Aus- schuss und dann im Abgeordnetenhaus eine Beschränkung der Arbeitszeit, den sog. Maximalarbeitstag, beantragte, was gab es da für ein Geschrei. Nicht nur seitens der kapitalistischen Ausbeuter! Man tat, als hätte ich Unmögliches, Unerhörtes, nie Dagewesenes, eine nagelneue Erfindung ver- langt. Und doch, was waren denn die alten Robotpatente andres? Beschränk- ten sie nicht die ungemessene Arbeitspflicht und bestimmten nach Arbei- terklassen gewisse Arbeitstage und Stunden, über welche die Arbeit nicht ausgedehnt werden durfte? Lösch, 4. November 1884 Dann gelesen: „So lange die Grundsätze des kanonischen und des aus die- sem herausgewachsenen germanischen Rechtes in Geltung standen, fand eine gedeihliche Entwicklung des volkswirtschaftlichen Lebens statt. Der Abfall von den kirchlichen Grundsätzen verschuldete den Ruin des arbeiten- den Menschen. Er schuf das Proletariat der neuern Zeit. Der Kampf gegen die christl[lich] germanische Wirtschaftslehre ging von allen denjenigen aus, welche sich durch dieselbe in einer schrankenlosen Er- werbstätigkeit zu eigenem Genuss und zur Ausbeutung des Volkes behin- dert fanden. Die mächtigste Waffe in diesem Kampf lieferte das neueingeführte römi- sche Recht, dessen volkswirtschaftliche Lehre im entschiedensten Gegensatz zu der christl[ich]-germanischen stand. Nach römischer Auffassung hat jeder einzelne das Recht, ohne Rücksicht auf das Gemeinwohl und den Nutzen der Nebenmenschen seinen eigenen Vorteil zu suchen, unbekümmert darum, ob andre dadurch zugrunde gerichtet werden. Die Grundlage und der Rechtsgrund des Eigentums ist nicht wie nach christ- l[ich] german[ischer] Auffassung eine sittliche Herrschaft über die Sache zum Gebrauch für sittliche Zwecke, sondern einzig und allein die physische Herr- schaft, deren Inhalt und Umfang einzig durch den Willen des Eigentümers bestimmt wird. Diese unsittliche Eigentumslehre zerstörte das Gefühl der Ge- meinschaft und hatte eine maßlose Entwicklung der Gewinnsucht zur Folge.“ Nirgends gilt im röm[ischen] Rechte die Arbeit als Erwerbsgrund des Ei- gentums. […] Das unbeschränkte Eigentumsrecht, die schrankenlose Ver- kehrsfreiheit und die alles überwuchernde Geldmacht führte zur Unterjo- chung der Besitzlosen durch die Besitzenden. […]
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Titel
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Autoren
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Herausgeber
Jiří Malíř
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
1144
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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