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LÖSCH, 21. NOVEMBER 1885 763
diesen mangelten jedoch slawische Mönche. Abt Wolter sei ein Streber, der
überall die Konventualen gegen die Äbte hetze usw. Auch Brandl erzählte
mir neulich, Wolter sei wegen Beschwerden englischer Benediktiner beim
Hl. Stuhl in Ungnade. Prälat Korčian verwies noch auf das germanisatori-
sche Treiben der eh[e]m[aligen] Welehrader Zisterzienser, wie sie alle Erin-
nerung an die hl. Cyrill und Method verwischten, die erst lange nach Auf-
hebung ihres Klosters im J[ahr] 1863 – also nach fast 100 Jahren – wieder
auflebte.
Lösch, 18. November 1885
Wie das Vaterland berichtet, sprach am 17. d. [M.] Dr. Kronawetter1801 in
einer Versammlung des Josefstädter demokratischen Vereins zu Wien über
die Sonntagsruhe. Er sagte u. a.:1802 „Redner schließt mit der Bemerkung,
daß das Schicksal des Mengerschen Antrags ihm durch die Wahl des G[ra]
fen Belcredi zum Referenten besiegelt scheine!“ Und er soll Recht haben.
Lösch, 20. November 1885
Den ganzen Vormittag an den Daten gearbeitet, die ich zur Darstellung der
wirtschaftlichen Lage des Landes im Landtag benutzen will. Ich finde leider
genügende über das „Soll“, aber sehr lückenhafte über das „Haben“. So steht
es – vielleicht absichtlich – mit der Statistik.
Lösch, 21. November 1885
G[ra]f Westphalen erzählte mir am 16. in Brünn, dass Herr Fanderlík die
Bauern bei Ablösung der Gründe für die Eisenbahngesellschaft bei Strážnic,
Ostra ganz unbarmherzig schinde. Nichts Ungewöhnliches bei diesen Volks-
vertretern!
Der andre Gauner Kusý hielt dieser Tage eine Wählerversammlung in
Prerau mit dem obligaten Schluss der „allgemeinen Zufriedenheit“ und des
„unbegrenzten Vertrauens“ ab. Das ist das politisch reife Volk!
Der leidige, nach dem Rezept Mazzinis begonnene und von seinen Jün-
gern fortgesetzte Nationalitätenhader nimmt immer größere Dimensionen
an, selbst Schuster und Schneider wollen nur in national getrennten Genos-
senschaften sein. Und das energielose Versöhnungsministerium sieht alle-
dem in blöder Ruhe zu, ohne dem gefährlichen Treiben der Freimaurer und
Bismarcks Einhalt zu gebieten.
1801 Ferdinand Kronawetter (1833–1913), MöAH (1873–1882, 1885–1901), Wiener Magis-
tratsbeamter und demokratischer Abgeordneter, 1885 für die Josefstadt in den Reichsrat
gewählt.
1802 Josephstädter demokratischer Verein, in: Das Vaterland, 18.11.1885, 6.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115