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LÖSCH, 28. JUNI 1886 779
Wien, 3. Juni 1886
Richard hielt vor etwa 8 Tagen eine Rede im Herrenhause, an deren Schluss
er der Armee eine Satisfaktion gab und von welcher die Germania sagt:
„Wenn eine Rede eine Tat gewesen, so war es diese!“
In Ungarn natürlich großer Zorn darüber.
Jetzt Ministerkrise wegen des vereinbarten Zolls von Petroleum.
Wird nicht so schlimm werden.
Wien, 5. Juni 1886
Später kam Leo Thun, um mir für den Fall der Verhinderung oder des nicht
fernen Todes die Leitung des Vaterland zu übergeben!
Der edle, treffliche Mann sieht über seine 75 Jahre wahrlich so aus, als
sollte sich seine Ahnung bald erfüllen.
Wien, 20. Juni 1886
Vorgestern endlich den Petroleumzoll nach Antrag Grocholski mit nur 6
Stimmen Majorität 160 gegen 154 Stimmen beschlossen. Der Polenklub ging
dabei ganz auseinander. 5 waren von Wien abwesend, und 12 enthielten sich
der Abstimmung.
Dafür stimmte unser Český klub bis auf Vašatý1834 festgeschlossen, was
allseitig bemerkt und anerkannt wurde.
Die beiden Klubs Hohenwart und Liechtenstein mit uns bis auf H[errn]
Lienbacher, den jedoch sogar seine beiden Salzburger verließen.
Jetzt habe ich doch einige Edelleute nebst mir vermocht, das einzige
böhmische katholische Blatt1835 zu unterstützen, wie Fritz Dalberg, Joseph
Fürstenberg, Spiegel, Otto Serényi, Louis Belcredi, Rudolf Stillfried, Seilern
Karl sen., dann jun. und Julius, Franz Silva[-Tarouca].
Lösch, 28. Juni 1886
Der Fortbestand der faktisch, aber niemals rechtlich existenten „Verfas-
sung“, die durch diese beschränkte Kompetenz der Landtage, das Überwie-
gen sozialer und wirtschaftlicher Interessen und Fragen und andres hat
die Achtung und Kenntnis allen histor[ischen] Rechts, damit auch unsres
Staatsrechts, bedenklich verdunkelt. Ein solcher Zustand kann nur der Re-
volution dienen.
1834 Johann/Jan Vašatý (1836–1898), MöAH seit 1879, Rechtsanwalt in Prag, „enfant ter-
rible“ des Český klub, gegen Ende der achtziger Jahre zur jungtschechischen Partei über-
gegangen.
1835 Böhmisch steht hier für tschechisch – gemeint ist der Hlas.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115