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INGROWITZ, 8. AUGUST 1889 895
Rechtsbasis zurückzuleiten. Es misslang. Wir schiffen nun auf uferloser
See!“
Ingrowitz, 22. Juli 1889
Schon früher bemerkte ich in diesen Blättern, dass sich die Helveten hier
immer enger zusammenschließen, vermehren und verstärken.
In Dörfern, wie Pavlovic, Borovnic, Trhonic, gibt es kaum einen Katholi-
ken mehr. Die blinde Regierung machte den versoffenen krakeelenden Pastor
Totušek hier zum Superintendenten, und in den umliegenden Dörfern, z. B.
Dánkovic, wo nie einer gewesen, werden Pastoren angestellt. Die Majorität
der Schullehrer im Bezirk sind Helveten – durch die Fürsorge des gew[ese-
nen] Bezirksschulinspektors Šímek2107 und dadurch gewinnen sie die sog.
Intelligenz und die Führung. Zu dem kommen die Juden. Der hiesige Jude
Skutecky hat allein hier und in der Umgegend 25 Branntweinschänken und
setzt in diese 25 Juden als sog. Kellner. Von diesen hat ein jeder zahlreiche
Kinder. Also semitische Überflutung, Auswucherung der Bauern usw. usw.
Ingrowitz, 8. August 18892108
Als ich in Prag mit Zeithammer über den Ausfall der Landtagswahlen
sprach, meinte dieser, die Jungtschechen würden ohne Zweifel sehr bald mit
einem Antrag auf Krönung des Königs hervortreten! Vielleicht ein Glück,
weil er den Anstoß zur Restauration des Staatsrechts geben und dem herr-
schenden absolut rechtlosen Zustand ein Ende machen könnte. Nur schade,
dass er von dieser Seite kommt. Gestern deshalb an Hans Ledebur geschrie-
ben, auf die Pragmatische Sanktion K[aiser] Karls VI., das Patent Franz I.
vom 11. August 1804, das Diplom 20. Oktober 1860, die kön[igliche] Bot-
schaft an den böhm[ischen] Landtag 12. September 1871, die Thronrede vom
Oktober 1879 usw. verwiesen. Selbstverständlich müsste die Restauration
des Rechts der Krönung absolut notwendig vorangehen.
Durch eine motivierte Tagesordnung könnte dem Antrag die gefährliche
Spitze abgebrochen werden.
Dann aber müssten die Konservativen selbst energisch an die Restaura-
tion gehen. Gott sei es befohlen!
Ingrowitz, 8. August 18892109
In Nr. 214 vom 7. August im Leitartikel: „Der Kardinal von Baltimore und
die Volksorganisation“ schreibt das Vaterland u. a.: „[…] aber allerdings
2107 Joseph Šímek, Direktor der Bürgerschule in Nové Město.
2108 Dieses Datum kommt zweimal vor.
2109 Dieses Datum kommt zweimal vor.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115