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Lösch, 20. Februar 1891
Neulich besuchte mich Pfarrer Novotný von Sokolnitz. Wir sprachen von
der Notwendigkeit einer Organisation der slaw[ischen] Katholiken, Ver-
einsgründung etc. und er meinte, man sollte die Brünner Jednota auf den
Bereich der Bezirkshauptmannschaft ausdehnen. Ich hielte kleinere Bezirke
für besser und die Anregung zu derlei Gründungen zunächst in Tischnowitz
und Eibenschitz geboten.
Schon vor 10 und mehr Jahren – wie ich in meinen Diarien finde – habe
ich diese Organisation dringend empfohlen.
Leider blieb es bei schönen Worten und guten Vorsätzen, mit welchen ja
auch der Weg zur Hölle gepflastert ist!
Bald tunlich muss ich den Bischof über die Sache sprechen.
Lösch, 24. Februar 1891
Richard Cl[am]-Martinic schrieb neulich, und bedauerte in warmen Worten,
dass ich kein Mandat mehr annehme und mich aus dem öffentlichen Leben
zurückzöge.
Die Mandatsdauer ist 6 Jahre, nach deren Ablauf ich gerade 80 Jahre alt
wäre.
Es ist nun nahezu Vermessenheit, auf eine Lebensdauer oder doch Ar-
beitsfähigkeit zu rechnen.
Wenn ich auch die öffent[liche] Tätigkeit im R[eichs]rat aufgab, so ge-
schah dies keinesfalls in und für Mähren.
Für den Bischof ein Promemoria über die Notwendigkeit der Gründung
einer kat[holischen] Nationalpartei, von Jednotas und Organisation über-
haupt geschrieben.2234
Schon vor mehr als 10 Jahren drängte ich die Freunde mündlich, brieflich
und im Hlas zu einer solchen Organisation. Geschehen ist leider nichts!
Lösch, 26. Februar 1891
Übermorgen will ich nach Wien, dort bezüglich Welehrads und der bewillig-
ten Subvention der Matice für die dortige Ansiedlung S. J. noch einiges mit
P. Provinzial zu ordnen, dann in Angelegenheiten des Vaterland.
Dieses macht mir jetzt die schwersten Mühen und Sorgen.
Im Sommer 1888 zu Ende der Leitung Thuns trat eine schwere Krise ein.
Mehrere, welche das Blatt mit den höchsten Beträgen subventionieren, er-
Chlumeckýs (MZA, RA Chlumecký 3/XX) gehen für die Reichsratswahlen 1891 von einem
Kräfteverhältnis von nicht ganz 80 Verfassungstreuen, etwas über 50 Konservativen und
ca. 25 Wählern der Mittelpartei aus.
2234 Vgl. dazu auch Anhang 3.
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115