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1891954
Lösch, 21. März 1891
In Wien sagte mir Richard Clam, Louis Belcredi würde bald das durch die
Resignation Eugen Czernins freiwerdende Mandat ins Abgeordnetenhaus
des R[eichs]rates in Böhmen erhalten.
Lösch, 22. März 1891
12 Jahre hatte ich das Abgeordnetenmandat für den R[eichs]rat inne.
Von 1879–1884 vom mährischen, dann von 1885–1891 vom böhmischen
fideikomissarischen Gr[oß]grundbesitz.
In meinen Aufzeichnungen vom J[ahre] 1887 finde ich, dass mir Vo-
gelsang unterm 13. Oktober schrieb, er besitze das Beweismaterial über
die Subventionierung der nordböhmischen Umtriebe durch Schmerling
und Chlumecký mit Summen, welche ihre Kräfte weit übersteigen, also
anderswoher – wohl von Berlin – stammen. Weiter finde ich, daß mir Leo
Thun am 8. November 1887 schreibt: „Ich überzeuge mich immer mehr,
dass die heranwachsende Generation großenteils kein Verständnis für
die Ideen hat, welche das Vaterland lebendig erhalten soll usw.!“ Wohl
die Erklärung für die unbesiegbare Unzufriedenheit und nörgelnde Kritik
in Böhmen.
Aus vielen Anmerkungen in diesen Blättern ist deutlich zu ersehen, wie
müde Leo Thun war, das Vat[e]rl[an]d allein fortzuführen und demselben
die bisherigen werktätigen Freunde und Gönner zu erhalten. Heinrich Clam,
dem aller Sinn für Organisation fehlte, ließ mit der Partei auch die „Gesell-
schaft der Gründer des Vat[e]rl[an]d“ verfallen, übertrug in einer eigenen,
von ihm, Georg Lobkowitz und Karl Schwarzenberg gefertigten Erklärung
alle Rechte derselben an Leo Thun, und forderte auch mich zum Beitritt auf.
Ich verweigerte denselben. Und so kam das J[ahr] 1888 heran. Mit ihm die
Krise, in welcher mehrere sich gegen L[eo] Thuns Leitung des Blattes er-
klärten und ihre Subventionen einstellen wollten.
Wenige Tage vor seinem Tode musste ich dann dieselbe übernehmen.
Kein Wunder, dass diese jetzt mühselig genug ist und dass der größte Teil
der Subventionierenden kaum über das J[ahr] 1893 ausharren wird.
Beachtenswert ist wohl die Festigkeit der Abonnenten, von welchen trotz
des so leichtfertig begonnenen und unglücklich beendeten Prozesses Scudier
kein einziger abgefallen ist!2242
Ein Beweis für die Wertschätzung und Notwendigkeit des Blattes.
2242 Einige wenige gekündigte Abonnements gab Belcredi in früheren Notizen sehr wohl zu;
siehe den Eintrag vom 3.11.1890.
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
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- 1875 400
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- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115