Seite - 971 - in Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Bild der Seite - 971 -
Text der Seite - 971 -
INGROWITZ, 16. SEPTEMBER 1891 969
Wie unwürdig, den Deutschen in den Schmollwinkel nachzulaufen.
Neueste Phase des Abbröcklungsprozesses durch Schaffung einer zweiten,
einer deutschen Landeshauptstadt!
Vor einigen Wochen ward die Nachkommenschaft Giskras – des notori-
schen Gauners und Hochverräters – in den Freiherrnstand erhoben! Wa-
rum? Gedankenlosigkeit oder Adelsfeindschaft oder beides?
Ingrowitz, 7. September 1891
Burg Pernstein, du wahrhaftes Kleinod und Denkmal einstiger Adelsmacht
und Größe. Schade, dass es Mittrovskýs besitzen, denen hierfür alles Ver-
ständnis fehlt.
Ingrowitz, 11. September 1891
Die unglückliche Idee, durch den Kaiserbesuch in Reichenberg ein zweites
Landeszentrum, und zw[ar] ein deutsches, zu schaffen, gewinnt an Form
und Gestalt. Die Vereine etc. der andern deutschen Städte gehen schon nicht
mehr nach Prag, den König und Landesherrn zu begrüßen, sondern nach
Reichenberg.
Das kann schwerste Konsequenzen haben.
Ingrowitz, 15. September 1891
Hans Ledebur schrieb neulich, mein Promemoria, in welchem ich die Kons-
tituierung einer Gesellschaft zur Erhaltung und Leitung des Vaterland vor-
schlug und ihm zuschickte (nach Tetschen), fände Anklang.
So allein kann das konservative Organ eine feste dauerhafte Grundlage
erhalten.
Für dieses Jahr hat nun der Kaiser aufmanövriert. Der Militarismus be-
herrscht und ruiniert uns. Besser wäre gegen das raubsüchtige Preußen
und immer herrschsüchtige Deutschland gesorgt, wenn man in Böhmen und
Schlesien das slawische Element stärken würde.
Wie weit die Germanisation gediehen ist, zeigt sich selbst in der Kirche.
Während es zahlreiche Bischöfe in den slawischen Ländern gibt, welche
nicht Böhmisch können, wäre ein Bischof, der nicht Deutsch kann, unmög-
lich.
Ingrowitz, 16. September 1891
Die kathol[ische] Organisation macht erfreuliche Fortschritte. Zu den älte-
ren Jednoty kat. pol. Brünn, Ingrowitz und den deutschen Vereinen Znaim,
Iglau, kamen hinzu: Lösch, Wischau, Boskovic, Neustadt, Wal[achisch] Me-
ziřič, Gr[roß] Mezeřič und der Landesverein „für die Katholiken deutscher
Zunge“, desgleichen Nikolsburg.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115