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Lösch, 6. März 1894
Nur das heidnische römische Recht kennt ein absolutes Eigentum.
Der Eigentümer konnte es also auch zerstören und vernichten.
Das christliche Erbrecht aber anerkennt nicht nur das Recht der Kinder
auf dasselbe, sondern bestimmt auch gesetzlich genau die Fälle, in welchen
eine Enterbung statthaft ist.
Wie reimt sich dies aber mit der Freiteilbarkeit der Gründe?
Durch diese kann der Grundbesitz den Erben entzogen werden, ohne dass
diesen ein Recht der Einsprache zusteht.
Wenn es wahr ist, und das ist es, dass der Grundbesitz die granitene
Grundlage der Gesellschaft ist, wie Stahl einmal sagte, dann ist ihre Erhal-
tung vornehmste Pflicht der Gesetzgebung, daher die Freiheit der absoluten
Teilbarkeit, dieser antisozialen Frucht des zerstörenden Liberalismus, auf-
zuheben.
Lösch, 9. März 1894
Zdenko Lobkowitz, desgleichen sein Vater Moritz2436 subventionieren das
Vaterland. Nichtsdestoweniger schreibt Zdenko in der Deutschen Biliner
Volksschrift gegen dasselbe.
Lösch, 10. März 1894
Jedenfalls lebt sich „die oktroyierte Verfassung“ immer mehr ein und ver-
drängt das Historische, obgleich vom Februarpatent 1861 und der Dezem-
berverfassung 67 nicht viel mehr übrig ist!
Ein alter Spruch lautet: „Historia nominum magistra!“2437 Wahrer ist lei-
der jener, der besagt: „Dei providentia et hominum stultitia regitur mun-
dus!“2438 Das sieht man jetzt an Ungarn. 50 Jahre sind seit der letzten Revo-
lution kaum vergangen, und dieselben Menschen, welche großenteils sie und
ihre Folgen erlebt, stürzen sich blind in die nächste!
Da werden wohl wieder alle Voranstalten dazu „im Prinzip“ genehmigt,
unbesorgt um [die] Lehre, welche lautet: „Principiis obsta.“2439
Lösch, 14. März 1894
In Ungarn zeigt sich, wie stark noch – trotz alledem – der Liberalismus ist.
Kein Konservativer und selbst Katholik wagt es zu sagen, er sei kein Libe-
2436 Moritz Fürst von Lobkowitz (1831–1903), Chef der Raudnitzer Linie, Vater des Fürsten
Ferdinand Zdeněk (1858–1938).
2437 Die Geschichte ist die Lehre von Namen!
2438 Durch Gottes Voraussicht und die menschliche Dummheit wird die Welt gelenkt.
2439 Wehre den Anfängen.
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115