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4. GlokaleHipHop-Kultur: AnalysederösterreichischenHipHop-Szeneund ihrerMusik 163
seineMusik als »Schwachsinn«abgetan.DieseEinschätzung ist bei denvielen,offen-
sichtlichhumoristischenTextzeilen,die vorallemdieLiederder ersten Jahreprägten,
undderoftmalsbilligenProduktionseinerSongsnachvollziehbar:
Sowaskennstdunicht,weilduHemdkeinGangsterbist
ihrStudentenabsolventen62wisstnichtsvondemGangster-Shit
Guck,dieSonnehatunsallenschondasHirnverbrannt
deshalbistalles,waswirmachen,auchsohirnverbrannt(MoneyBoy–»DieTrapistam
Durchdrehen«2014)
Auchwenn der Rapper heute noch oftmals belächelt wird, änderte sich dieHaltung
gegenüberMoneyBoy in der zweitenHälfte der 2010er Jahre doch deutlich zu seinen
Gunsten.Dieswirdetwa inArtikelnausdemJahr2015ersichtlich,woerals »veritable
Geschmacksinstanz« (Ehlert 2015) in seiner Subszene und als erfolgreich inszenierte
Kunstfigurbezeichnetwird.
Wisst ihrnoch,wiewir 2010ungläubiggestutzt, gelachtundgeheulthaben, alsMo-
neyBoyausdemBett aufgestanden ist, umdenSwagaufzudrehen?Niemandhatte
diesenabgedrehtenWienerernstgenommen,derindiesembizarrenVideomiteinem
Segwayrumcruiste,inseinBillig-HeadsetschiefeReimerappteundzielsicherTönever-
fehlte.DassdasalleskeinesfallseinebloĂźeSouljaBoy-Parodiedarstellensollteundwir
diesenskurrilenBoynichtsoleichtvergessenwürden,wurdeunserstJahrespäterklar.
DenninallderZeithatsichMoneyBoyerfolgreich zueinerKunstfigur inszeniert,über
dieduvielleichthochnäsiglachenkannst,sieabernieunterschätzenundalsdummen
Witzabtunsolltest. (WuĂźmann2015)
Der hier zitierte Journalist desMusikmagazinsNoisey, JuliusWuĂźmann, betitelt sei-
nenArtikel sogarmit »ImZeitalterdesPost-SwagsregiertdieGenerationMoneyBoy«
(ebd.).Diesmachtdeutlich,welchewichtigeRolle derRapper fĂĽrdieEtablierungvon
Trapmit seinen Subgenres Swag-, Trap- und Cloud-Rap im deutschen Sprachraum
spielte.
Mit der »GenerationMoney Boy« sind dieMitglieder und Fans der deutschspra-
chigenAdaption vonTrap gemeint, die heute vor allemunter Cloud-Rap subsumiert
werden.Eine Besonderheit dieser Szene ist es, dass nationaleGrenzen (speziell zwi-
schenĂ–sterreich undDeutschland) anBedeutung verloren haben.Engwie nie zuvor
arbeitenösterreichischeunddeutscheHipHop-KünstlerInnenzusammen,sodassnicht
vonder österreichischenundderdeutschen, sondernvielmehr voneinerdeutschspra-
chigenTrap-/Cloud-Rap-Szenegesprochenwerdenkann.EingutesBeispieldafĂĽrsind
dasvonMoneyBoy insLebengerufeneKollektivGloUpDineroGang,dieBergMoneyGang,
derenEntstehungvon ihmbeeinflusstwar,oderdasBerlinerLabelLive fromEarth.Si-
cherlichspieltdasInternetfĂĽrdasAufkommendiesergrenzĂĽberschreitendenHipHop-
GemeinschafteneinewesentlicheRolle.MitdendadurchneugeschaffenenMöglichkei-
ten (Youtube,Facebook,Twitter,Spotify etc.) desAustauschsundderVerbreitungder
eigenenMusik (samtVideos)wurdedieGrundlagefĂĽrdieseEntwicklunggelegt.Gera-
deeinPhänomenwieMoneyBoyunddessensprunghaftgewachseneBekanntheitwären
62 MoneyBoyaliasSebastianMeisingerhatselbsteinenMagistertitel.
Hip Hop aus Ă–sterreich
Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Title
- Hip Hop aus Ă–sterreich
- Subtitle
- Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Author
- Frederik Dörfler-Trummer
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5556-2
- Size
- 15.5 x 24.0 cm
- Pages
- 341
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Danksagung 7
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretische und methodische Ansätze 17
- 3. Geschichte der HipHop-Musik aus Ă–sterreich 25
- 3.1 Entstehung und Entwicklung der HipHop-Musik in den USA 26
- 3.2 Die vierphasige Einteilung der österreichischenHipHop-Geschichte 36
- 3.3 Ursprünge der österreichischen HipHop-Musik –Phase 1 (1981-1993) 37
- 3.4 Eine österreichische HipHop-Szeneentsteht –Phase2 (1992-1998) 49
- 3.4.1 Ghetto HipHop SoundSystem und Gainful Gallivants 51
- 3.4.2 Schönheitsfehler und die»Duck-Squad-Ära« 52
- 3.4.3 »DieKlass evon ’95«–Total Chaos, Texta und DasDampfendeEi 53
- 3.4.4 DasVermächtnis und Ende von DuckSquadPlatten 55
- 3.4.5 Aufkommen neuer (alter) HipHop-Labels und-Gruppen 56
- 3.4.6 Die aufkeimende HipHop-Szene in Linz 57
- 3.5 Zeit des Aufbruchs und Umbruchs–Phase3 (1998-2004) 58
- 3.6 Wachstum, Professionalisierung, Diversifikation–Phase4 (2005 bis heute) 80
- 4. Glokale HipHop-Kultur: Analyse der österreichischen HipHop-Szene und ihrer Musik 107
- 5. ResĂĽmee 287
- 6. Best of Listen österreichischer HipHop-Musik 293
- 7. Quellenverzeichnis 297
- Abbildungsverzeichnis 327
- Index 329