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194 HipHopausĂ–sterreich
Die inKlammern gesetzten Textteile stammenwieder von einer zweiten Stimm-
aufnahmeundstellendiead-libsdar.DerRappernutzt sie indenStrophen,umeinen
fiktivenDialogmitsichselbstzufĂĽhren.ImChorusdienensiedazu,dieAussagendes
Raps entweder zuwiederholen odermit einemAusrufwie »Swag« oder »Whooo« zu
unterstreichen.Man könnte dieWiederholungen imHinblick auf das evozierte Bild
der Alpen auch als Echo deuten,wie es eben da zufinden ist. Es ist jedoch unwahr-
scheinlich, dass der Rapper tatsächlich auf diese Assoziation abzielt. Zudemwurden
die ad-libsbei diesemBeispiel (imGegensatz etwa zumanalysiertenStĂĽck vonMoney
Boy) nichtmit einemDelay-Effekt belegt undunterscheiden sich auch sonst klanglich
nicht vonderHauptstimme.Sie scheinenhier tatsächlichhauptsächlichdie Funktion
eines fiktivenDialogpartners zu ĂĽbernehmen. Inhaltlich stellt der Rapper imChorus
fest,dass ergutdrauf, sexyundswaggy sei,womitdieKernaussagedesSongsdarge-
legtist.DerSatz:»Ichbinfröhlich,warumbinichsofröhlich«,dürfteeinbeabsichtigtes
ZitatauseinemLiedderKinderzeichentrickserie»AlfredJ.Kwak«darstellenundkann
alsweiteres Indiz dafĂĽr gesehenwerden, dass sich der Rapper in diesemSongnicht
allzuernstnimmtbzw.derSongtexthumorvoll angelegt ist.
Die Strophen beinhalten kleine Storytelling-Elemente, die einerseits das Bild der
AlpenaufgreifenundandererseitsoffensichtlichderUnterhaltungdienen.Inderzwei-
tenStrophewirdsogarsoetwaswieeineBotschaftvermittelt:»Undihoff’,dassmaolle
irgendwonnmitanondFreindsanÂ
(FriedeaufErden)«. InteressantandenStrophen ist
besondersderbereitsgenannteEinsatzderzweitenStimmspur,diemitderHauptstim-
me ineinenDialog tritt.DieserEindruckeinerUnterhaltungwirddurchdieTatsache
verstärkt,dasseskeineReime imTextgibt.CrackIgnazerzählt inentspannterManier,
was ihmandiesem»guadenTag« inseinergutgelauntenStimmungsoeinfällt.
Seine entspannte AttitĂĽde spiegelt sich auch in seinemRap-Stil wieder, der sehr
lässig und laid back gehalten ist. Der Rapper kümmert sich offensichtlich nicht um
technische Finessen, da diese durch seinen Swagmehr als kompensiert werden. Ich
gehedavonaus,dassderTextvorderAufnahmenichtodernur inTeilen–amehesten
der Chorus –niedergeschriebenwurde und stattdessen in Form eines Freestyles am
Mikrophonentstand.DaraufweiĂźtauchderehereinfachgehalteneFlowhin,der sich
hauptsächlichinAchtelschrittenbewegt,wobeidasletzteVierteleinesTaktesmeistfrei
gelassenwird.Diese »leere Stelle«wird vonder zweitenStimmaufnahmegefüllt und
gibt dieser Platz, umdenHaupttext zukommentieren.Auchwennder fĂĽr Trap typi-
scheMigos-Flowfehlt,findetsichdurchdievielenPausen,diemeist fĂĽrad-libsgenutzt
werden,einanderes typischesFlowmerkmalvonTrap-RapperInnen.
Die swaggy AttitĂĽde des Rapperswird auch imChorus durch seinenGesangwi-
dergespiegelt. Dieser folgt der Klaviermelodie, ist jedoch nicht sonderlich tonsicher.
Aber gerade dieser schiefeGesang, gepaartmit den gefreestylten Strophen sowie dem
einfachgehaltenenBeatunterstreichendieSwag-AnsprĂĽchevonCrackIgnaz.Dennum
Swagzuhaben,benötigtmanaucheinstarkes (wennnichtüberhöhtes)Selbstbewusst-
sein –daswohl denmeisten RapperInnen nachgesagt werden kann– sowie die be-
reitsattestierte»Don’tgiveaf*ck«-AttitüdedieauchaufdasBrechenungeschriebener
Regeln derHipHop-Kultur abzielt.Was Swag-Rap aber dann etwa vonGangsta-Rap,
dessenProtagonistInnenebenfallsmitNormenderHipHop-Kulturgebrochenhatten,
unterscheidet, ist,dassdiesnichtaufeineaggressive,sondernmeisthumorvolleWeise
Hip Hop aus Ă–sterreich
Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Title
- Hip Hop aus Ă–sterreich
- Subtitle
- Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Author
- Frederik Dörfler-Trummer
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5556-2
- Size
- 15.5 x 24.0 cm
- Pages
- 341
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Danksagung 7
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretische und methodische Ansätze 17
- 3. Geschichte der HipHop-Musik aus Ă–sterreich 25
- 3.1 Entstehung und Entwicklung der HipHop-Musik in den USA 26
- 3.2 Die vierphasige Einteilung der österreichischenHipHop-Geschichte 36
- 3.3 Ursprünge der österreichischen HipHop-Musik –Phase 1 (1981-1993) 37
- 3.4 Eine österreichische HipHop-Szeneentsteht –Phase2 (1992-1998) 49
- 3.4.1 Ghetto HipHop SoundSystem und Gainful Gallivants 51
- 3.4.2 Schönheitsfehler und die»Duck-Squad-Ära« 52
- 3.4.3 »DieKlass evon ’95«–Total Chaos, Texta und DasDampfendeEi 53
- 3.4.4 DasVermächtnis und Ende von DuckSquadPlatten 55
- 3.4.5 Aufkommen neuer (alter) HipHop-Labels und-Gruppen 56
- 3.4.6 Die aufkeimende HipHop-Szene in Linz 57
- 3.5 Zeit des Aufbruchs und Umbruchs–Phase3 (1998-2004) 58
- 3.6 Wachstum, Professionalisierung, Diversifikation–Phase4 (2005 bis heute) 80
- 4. Glokale HipHop-Kultur: Analyse der österreichischen HipHop-Szene und ihrer Musik 107
- 5. ResĂĽmee 287
- 6. Best of Listen österreichischer HipHop-Musik 293
- 7. Quellenverzeichnis 297
- Abbildungsverzeichnis 327
- Index 329