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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
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24 I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie „Nur halb zu wissen ist, man weiß, bedenklich, Doch wer die eine Hälfte kennt von einem Ganzen, Das innig ist und eins, kennt auch die zweite. (Grillparzer) Mein „Gespür“ für bürokratische Themen und Probleme beruht auf dem Le- sen und der Durchsicht von im Laufe der Jahre wohl Tausenden Akten in den Archiven der ehemaligen Monarchie. Diese Akten wurden von Beamten produ- ziert, die manchmal durch Unterschriften oder Paraphierungen identifizierbar sind, sehr oft bleiben sie aber auch anonym. Auch die meisten „Konzeptsbe- amten“, in der österreichischen Amtssprache höhere Beamte, die „konzeptiv“ zu wirken und im Allgemeinen eine juristische Universitätsausbildung hatten, treten selten greifbar in Erscheinung. Gewichtigere Angelegenheiten, manchmal auch banale, wurden von mehreren Beamten verschiedener Abteilungen und Sektionen nach Konzepten, Vorlagen oder nach Diktat verfasst und mit Korrek- turen versehen. Es bleibt zumeist verrätselt, welche Teile von wie vielen und von welchen Beamten sie stammen. Manchmal sind – allerdings selten beweisbare – Einflüsse und Hintergründe zu vermuten. Dieses Phänomen des Anonymen und Nichtgreifbaren zeigt uns das Geheimnis der Bürokratie, enthüllt zugleich Sinn und Widersinn. Sinn, weil die Verantwortung für Aufgaben, die im Auf- trag des Staates über die Bühne gehen, „sachrational“ und hierarchisch geteilt und damit kontrolliert werden, Widersinn, weil Unverantwortlichkeit produ- ziert wird. Die letzte Entscheidung für die Schreibtischtaten war (und ist) sehr oft nicht feststellbar, obwohl die Letztverantwortung formal der Chef der Abtei- lung des Amtes, der Sektion, in wichtigen Fällen der politische Funktionsträger (in den meisten Fällen der Minister, heute auch die Ministerin) trug (und trägt). Aber auch heute ist die Verantwortlichkeit, wie wir leidvoll erfahren, oftmals nicht ersichtlich. So ist es erst recht in historischen Zusammenhängen nur in Ausnahmefällen möglich, der einzelnen Entscheidungsträger habhaft zu werden. Gesetze und Verordnungen werden ebenfalls oft von Beamten produziert. Bei diesen ist es eindeutiger zu beurteilen, woher der politische Wind weht. Doch auch hier gilt, dass die verschiedenen Einflüsse nur in seltenen Fällen eindeutig zugeordnet werden können. Archivbestände, die die vielversprechende Bezeich- nung „Beamte, Verwaltung“ etc. tragen, erwiesen sich bei Durchsicht als nicht sehr ergiebig, um weiterführende Aussagen zu machen. Daher sei hier noch ein-
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Josephinische Mandarine
Subtitle
Bürokratie und Beamte in Österreich
Author
Waltraud Heindl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
336
Keywords
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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