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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
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IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 154 nämlich als Versorgung für unverheiratete Frauen, angesehen wurde. Frauen wa- ren innerhalb der Bürokratie geduldet und sie blieben ohne nennenswerten Ein- fluss bis in die Zeit der Zweiten Republik. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme „Denn die Bürokratisierung der Beziehungen der Menschen zueinander ist nur ein Moment der Rationalisierung des Lebens überhaupt. Sie verweist darauf, daß sich die Herrschaft des Menschen über den Menschen zwar versachlichen aber nicht abschaffen läßt.“ (Wolfgang Schluchter, Aspekte bürokratischer Herrschaft) Wie war es um die oft zitierte Ohnmacht bestellt, die immer wieder von den Be- amten unter Hinweis auf Hierarchie, Kanzleiordnung und fehlende Kompetenz betont wurde (und wird)? Für den jeweiligen Beamten eine Flucht vor der Verant- wortung – für den Staatsbürger allerdings undurchschaubare Behauptungen im mysteriösen Licht der Amtstuben! Die Frage von Ohnmacht und Macht ist ein essenzielles Problem der Hierarchie. Die Einflüsse von Bürokraten sind allerdings nicht leicht nachweisbar, weil die Entscheidungen – wie auch in der Gegenwart – als politischer Wille der Regierungsmitglieder ausgewiesen wurden (und werden). Beamte stellen „nur“ die Exekutive und bleiben im dunklen Hintergrund. Dass die Inhaber der höchsten Ränge, wie etwa die Sektionschefs – obwohl weisungsgebunden –, großen Einfluss besaßen, liegt auf der Hand. Im Verwal- tungsdienst waren sie die rechte Hand, Auge und Ohr des Ministers und hatten politische, soziale, nationale und andere Weichen zu stellen, in den Höchstgerich- ten waren sie (zumindest de jure) unabhängig. Bei näherer Beobachtung stellt sich freilich heraus, dass auch die „gewöhnlichen“ Departements und die Ränge des Konzepts, selbst die jungen Staatsdiener, innerhalb der Hierarchie über Einfluss verfügten. Damit wurde der eigentliche Sinn der Rangordnung der Behörden und innerhalb der dort werkenden Beamten, zumindest des sogenannten Konzepts, erfüllt, dass jedes Rad und Rädchen im Amtsweg eine bestimmte Kompetenz be- saß und damit über einen bestimmten – wenn auch begrenzten – Geltungsbe- reich verfügte. Jede Eingabe hatte den vorgeschriebenen Pfad zu durchlaufen, der durch Instanzenzug und Normen strikt festgelegt war. Damit kontrollierte jede Instanz die andere, was einerseits Schutz für die Staatsbürger und jeder Instanz die Möglichkeit der Einflussnahme bot. Andererseits gestaltete das System damit die
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Josephinische Mandarine
Subtitle
Bürokratie und Beamte in Österreich
Author
Waltraud Heindl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
336
Keywords
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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