Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
Page - 267 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 267 - in Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich

Image of the Page - 267 -

Image of the Page - 267 - in Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich

Text of the Page - 267 -

3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267 eine Corporate Identity, die ein Gefühl der Zusammengehörigkeit der Beamten- schaft implizierte. Wir können vermuten, dass die im Großen und Ganzen doch beträchtliche Großzügigkeit und Duldsamkeit gegenüber anders denkenden Kollegen und Un- tergebenen innerhalb des Apparates auf diesen starken „Corpsgeist“ zurückzufüh- ren ist, der unter der hohen Bürokratie herrschte. Die Entwicklung der Bürokratie im 19. Jahrhundert hatte dazu beigetragen. Der ursprünglich strikt obrigkeitliche Staat, der seine Beamten bespitzelte, streng bestrafte, wenn sie gegen Regeln ver- stießen, vor allem gegen die Gesetze, die den obersten Dienstherren und seine Familie, Kaiser und Dynastie, betrafen, ließ die Beamten enger zusammenrücken und ein Sicherheitssystem nach außen aufbauen, das im Notfall mit gegenseiti- gem Schutz und gegenseitiger Hilfe funktionierte. Es bedeutete unter anderem, dass man sich gegenseitig nicht preisgab, dass man eventuelle Verstöße und „sus- pekte“ Gesinnungen von Kollegen deckte. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski „Er hat um die Kunst gewußt und um die Opfer, die ihre Eitelkeit kostet“. (Karl Kraus über Ludwig Janikowski) Einem Kontrapunkt zu den typischen Bürokraten der Jahrhundertwende, einem nicht alltäglichen Exemplar eines Beamten, begegnete ich im Wien-Museum an einem Apriltag des Jahres 2010, als ich aus dem gewohnten Wahnsinn, den Recherchen über Bürokratie, in eine andere Art von Wahn, nämlich in die Aus- stellung „Kunst und Wahn in Wien um 1900“ flüchtete. Hier leuchtete mir aus dem dunklen Hintergrund eines Bildes ein faszinierendes Gesicht entgegen mit der Unterschrift „Oskar Kokoschka, Bildnis Ludwig von Janikowski 1909“566. 566 Das große Bild mit den Maßen 50,2 x 55,2 cm befindet sich in der Privatsammlung Neue Galerie New �ork, es wird verschiedentlich mit 1909 oder 1910 datiert, vgl. TOBIAS NATTER. In: Oskar Kokoschka. Frühe Porträts aus Wien und Berlin, hg. von Tobias Natter (Ausstellungska- talog New �ork: Neue Galerie, New Haven 2002), S. 112. Ausgestellt in Wien in der Ausstellung Kunst und Wahn, abgebildet im Katalog: KUNST UND WAHN IN WIEN UM 1900. Mad- ness & Modernity in Wien um 1900. Im Auftrag des Wien Museums, hg. von Gemma Blacks- haw and Leslie Topp (Wien o. J [2010]), S. 50, 0.40. [5.3] siehe Abb. S. 84.
back to the  book Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich"
Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Josephinische Mandarine
Subtitle
Bürokratie und Beamte in Österreich
Author
Waltraud Heindl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
336
Keywords
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Josephinische Mandarine