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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
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87 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme zählt wurden.6 Offenbar hielt der Kaiser die Verwaltung (neben der Außenpoli- tik) ausschließlich für seine Domäne, an der er die Volksvertreter nicht beteiligen wollte. Die neue Situation im Verfassungsstaat bescherte den Beamten neben den alten Bindungen und Aufgaben einerseits eine Reihe von Vorteilen (von denen noch die Rede sein wird), auf der anderen Seite wurden sie vor neue Probleme gestellt, die den Beamten, die nichts anderes als Einordnung in den Absolutismus gewohnt waren, fremd waren. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme „Der Kaiser ernennt und entläßt alle Minister und besetzt über Antrag des betreffenden Ministers alle Ämter in allen Zweigen der Staatsverwaltung […].“ (Staatsgrundgesetz vom 21. Dezember 1867, Artikel 3 über die Regierungs- und Vollzugsgewalt) Den Beamten wurde zusätzlich zu den alten Rechten nach 1867 eine Reihe von neuen zuteil.7 Eines der wichtigsten staatsbürgerlichen Privilegien stellte zweifels- ohne das Wahlrecht dar. Bekanntlich war nach der Landesordnung des Februar- patents und in der Wahlordnung für den Reichsrat 1867 die Wahlfähigkeit eines jeden Staatsbürgers an seine Steuerleistung gebunden. Viele Staatsbürger waren da- durch vom aktiven und passiven Wahlrecht ausgeschlossen. Dagegen besaßen die Beamten das Wahlrecht ex officio, und nur die untersten Ränge, im eigentlichen Sinn keine Beamten, kamen nicht in den Genuss dieses politischen Rechts.8 Sie sollten das Wahlrecht erst mit der Einführung des allgemeinen, gleichen und freien Männerwahlrechts 1907 erhalten. Das aktive Wahlrecht der Beamten ergab sich be- reits durch das Gemeindegesetz von 1849 (erlassen vom damaligen Minister des Inneren, Franz Seraph Graf Stadion), geboren aus dem Gedanken, möglichst viele 6 Gesetz vom 21. Dezember 1867, RGBL. Nr 141/1867, wodurch das Grundgesetz über die Reichs- vertretung vom 26. Februar 1861 abgeändert wird, § 11, Punkt l, BERNATZIK, Verfassungsge- setze Nr. 133, S. 397. 7 Teile der Kapitel IV. 2, 3, 5, 7 und 8 finden sich auch in HEINDL, Zum cisleithanischen Beam- tentum, S. 1173–1195; sie wurden überarbeitet und stark erweitert. 8 Dazu ausführlich und übersichtlich VASILIJ MELIK, Wahlen im alten Österreich. Am Beispiel der Kronländer mit slowenischsprachiger Bevölkerung (= Anton Gindely-Reihe zur Geschichte der Donaumonarchie und Mitteleuropa 3, Wien/Köln/Weimar 1997), S. 122 und 132.
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Josephinische Mandarine
Subtitle
Bürokratie und Beamte in Österreich
Author
Waltraud Heindl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
336
Keywords
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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