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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
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209 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital weitere Reihe von (nichtadeligen) Beamten auf. Es gab offenbar doch auch wohl- habende Beamte, die die entsprechende finanzielle Grundlage aufwiesen, um sich die Wohnungen der sogenannten guten Gesellschaft leisten zu können. Im Allgemeinen waren die höheren Beamten, selbst die Sektionschefs, jedoch weit davon entfernt, in Saus und Braus leben zu können. Die Besoldung eines Sektionschefs beispielsweise war mit dem Salär des Direktors der Boden-Credit- Anstalt, das weit höher war, in keiner Weise vergleichbar (sowie heute das Gehalt eines Sektionschefs mit dem eines Bankmanagers). Ein Sektionschef mit Familie konnte angesichts des gesellschaftlichen Aufwands, den er seinem Rang gemäß be- treiben musste, von seinen Dienstbezügen nur „bescheiden leben“ und wechselte, wenn die Möglichkeit geboten wurde, gerne in die Bankenwelt.378 Daher spielten notgedrungenerweise die Vermögensverhältnisse der Herkunftsfamilie bei der Le- bensgestaltung selbst der hohen Beamten eine entscheidende Rolle. Lebenslange finanzielle Schwierigkeiten hatte, wie schon erwähnt,379 der aus ärmlichen Verhält- nissen stammende Richter am Obersten Gerichtshof Hofrat Josef (später Ritter von) Beck, Bruder des bereits erwähnten Anton Beck und Onkel des späteren Mi- nisterpräsidenten Max Wladimir Beck, der bis in die letzten Jahre seiner Karriere mit Schulden und daher auch mit Eheproblemen zu kämpfen hatte, bis er endlich Erbschaften antrat, die seine finanziellen und damit auch seine Eheprobleme lös- ten.380 Angesichts dieser Verhältnisse wurden der private Lebensstil – und selbst- verständlich auch die berufliche Karriere – eines höheren und hohen Beamten auch wesentlich von der Herkunftsfamilie der Ehefrau, deren Reputation, Stand, Prestige sowie Vermögen mitbestimmt, Faktoren, von denen der Lebensstandard und hiermit die jeweilige „angemessene“ soziale Gesellschaft, mit der man sich umgeben konnte, abhingen. Daraus können wir folgern, dass der Lebensstandard, die Deckung der Grundbedürfnisse des Wohnens und Essens, je nach den ran- gabhängigen Einkünften und dem Vermögen der Herkunftsfamilie sowie dem der Ehefrau höchst verschieden war. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit Die Beamten waren als Resultat ihres Berufes in der Öffentlichkeit sehr präsent. Die sozialhistorische Bürgertumsforschung, die sich mit dem bürgerlichen Leben 378 KLEINWAECHTER, Der fröhliche Präsidialist, S. 55 f. 379 Siehe Kapitel „Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung“. 380 ALLMA�ER-BECK, Vom Gastwirtssohn, S. 45 f. und 95–99.
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Josephinische Mandarine
Subtitle
Bürokratie und Beamte in Österreich
Author
Waltraud Heindl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
336
Keywords
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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