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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
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III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 54 ziens – ihr Ziel, Verfassung sowie parlamentarische Einrichtungen, erreichen. Aus dieser langfristigen Perspektive kann die häufig vertretene Meinung vom klägli- chen Scheitern der 1848er-Revolution nicht nachvollzogen werden, wohl aber für die kurzfristige Phase des ersten Jahrzehnts nach der Revolution. Das Ziel der Modernisierung, das sich der Staat nach 1848 gesetzt hatte, hatte durchaus Chancen, Früchte zu tragen und dem Modernisierungsprozess neue Bahnen zu öffnen, doch der unumschränkte Verwaltungszentralismus, für den man sich entschieden hatte, konnte nicht das Gefallen der Liberalen und schon gar nicht der nationalen Föderalen finden. Denn damit war der totale Verwal- tungsstaat propagiert. Ein System mit einer Regierung, die nur einem autokra- tisch regierenden Kaiser verantwortlich war, der in der Tradition seines Hauses von seinem Gottesgnadentum überzeugt war, musste unweigerlich dazu führen, dass sich in Form und Stil ein sich immer stärker bürokratisierender monarchi- scher Obrigkeitsstaat ausbildete, zu dessen Merkmalen es gehörte, den militäri- schen sowie den Behördenapparat fest im Griff zu haben.81 Dass das Behörden- und Verwaltungsrecht im Zentrum stand und zum Großteil das Verfassungsrecht ausmachte, war eine Folge davon. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära „[…] sich nicht bloß in dem begrenzten Raum des Amtes und auf den lähmenden Weg der Akten und schriftlichen Weg der Verhandlungen bewegen […]“ (Innenminister Alexander Bach) Beamte und Bürokratie waren für den neoabsolutistischen Staat, der in erster Li- nie die Durchführung von Reformen auf seine Fahnen heftete, von primärer Be- deutung. Es entsprach der Regierungslogik, nun die Staatsdiener, die ihre Vorstel- lungen 1848 öffentlich kundgetan hatten und von denen sich viele, wie wir sahen, auch nicht gescheut hatten, in Konflikt mit Regierung und Dynastie zu treten, streng an die Regeln des „neuen Österreich“ anzupassen. Schon wenige Tage nach der Bildung der neuen Regierung unter dem jungen Kaiser Franz Joseph am 7. Dezember 1848 wurde vom neu ernannten Minister 81 So OTTO HINTZE, Machtpolitik und Regierungspolitik. In: OTTO HINTZE, Gesammelte Abhandlungen, hg. von Gerhard Oestreich, Band 1: Staat und Verfassung. Gesammelte Abhand- lungen zur allgemeinen Verfassungsgeschichte (Göttingen 21962), S. 424.
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Josephinische Mandarine
Subtitle
Bürokratie und Beamte in Österreich
Author
Waltraud Heindl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
336
Keywords
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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