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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
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2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 187 rium konsequenterweise, dass selbst Kunstwerke, die vom Staat angekauft wur- den, keinesfalls dazu da seien, die Amtsräume von Beamten zu dekorieren. Eine freundlichere Gestaltung des Arbeitsraumes der Beamten war kein Thema für das Ministerium. Davon erzählen etwa dessen abweisende Bescheide an Ämter, die angekaufte Bilder zur Ausschmückung von Amtsräumen in Bezirksämtern oder Statthaltereien beanspruchten. Sie gehörten, so wurde argumentiert, der Öffent- lichkeit und nicht den Beamten und müssten damit der Öffentlichkeit in Samm- lungen zugänglich gemacht werden.322 Die Begründung ist nicht von der Hand zu weisen. Trotzdem ist der Meinung des zitierten Friedländer nichts entgegenzu- halten, dass der ärarische Stil einerseits dem Geschmack so mancher Bürokraten, die durch ihren privaten Lebensstil kulturell verwöhnt waren, nicht entsprach323 und dass die Amtsräume von ihren Benützern mitunter als ausgesprochen hässlich angesehen wurden, in die man nicht gerne ging. Andererseits wurden aber auch die prunkvollen Räume, in denen manche arbeiteten, als harter Gegensatz zum mitunter gar nicht glanzvollen Heim, in das man am Abend zurückkehrte (und von dem noch die Rede sein wird), empfunden.324 Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten Die Erledigung von Akten ging auf den „Geschäftsstyl“ des Hofrats von Sonnen- fels (1784) zurück, die Kompetenzverteilung auf die Bach’schen Reformen nach der Revolution von 1848.325 Üblicherweise achteten die einzelnen Behörden sorg- sam und eifersüchtig auf die Einhaltung ihrer Kompetenzen, die ihnen ein gerüt- telt Maß an Macht und Einfluss verliehen. 322 So in einem Schreiben des Präsidiums der Statthalterei in Krakau vom 2. Mai 1906 an die Be- zirkshauptmannschaft in Krakau, die ein in Galizien erworbenes Kunstwerk zur Ausschmü- ckung der Amtsräume verwenden wollte, zit. von Van HEERDE, Staat und Kunst, S. 117. 323 Zum Folgenden FRIEDLÄNDER, Letzter Glanz der Märchenstadt, S. 71. 324 ZELGER, Das ist alles viel komplizierter, S. 274 f., bringt eine Reihe von Beispielen bezüglich des kontrastreichen Erlebens von Amtsräumen einerseits und privaten Haushalten andererseits. 325 JOSEPH von SONNENFELS, Über den Geschäftsstyl. Die ersten Grundlagen für angehende österreichische Kanzleybeamte. Zum Gebrauche der öffentlichen Vorlesung. Nebst einem An- hange von Registraturen (Wien 41820); vgl. HEINDL, Gehorsame Rebellen, S. 115 f.; zu den weitreichenden kulturellen Folgen dieses Buches LESLIE BODI, Sprachregelung als Kulturge- schichte. Sonnenfels: Über den Geschäftsstil (1784) und die Ausbildung der österreichischen Mentalität. In: Leslie Bodi, Literatur, Politik, Identität – Literature, Politics, Cultural Identity (St. Ingbert 2002), S. 339–362, zu Bachs Reform Kapitel „Neue Strukturen und Arbeitsfelder“.
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Josephinische Mandarine
Subtitle
Bürokratie und Beamte in Österreich
Author
Waltraud Heindl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
336
Keywords
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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