Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
Page - 190 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 190 - in Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich

Image of the Page - 190 -

Image of the Page - 190 - in Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich

Text of the Page - 190 -

V. Das soziale Umfeld 190 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzlei- sprache und die Architektur der Amtsgebäude Die Garantien der Macht und Einheit Oesterreichs (Joseph von Eötvös) Trotz aller hierarchischen Kontraste in den Rängen, trotz Verschiedenheiten der Ämter, trotz der stark differenten inneren prunkvollen oder ärmlichen Ausstat- tung der Amtsgebäude – es gab nach außen für das Publikum Gemeinsamkeiten, die diese inneren Unterschiede für „das Volk“ unsichtbar machen und Einheit demonstrieren sollten: Das war der besondere Amtsstil, der den österreichischen Behörden in der Behandlung der Aktenmaterie in schriftlicher und mündlicher Form eigentümlich war, das war die österreichische Kanzleisprache und die Archi- tektur der Amtsgebäude, die erkennbar k. k. zu sein hatten. Für Josef Redlich stellte sich der Stil „des Amtes“ der 1870er-Jahre gewisserma- ßen würdig dar. „In diesen Ämtern“, so Redlich, „gab es keine moderne Nervosi- tät, gewiss keine Hast, vielmehr doch schon ein zu langsames Handeln, das aber von dem Bewusstsein getragen wurde, dass alles, was dieser dem Volke nächster Träger der Staatsgewalt tue, wohlüberlegt und in fester Gesinnung des aufrechten Mannes getan werden müsse.“328 Seit 1781, dem Erscheinungsjahr des Buches „Geschäftsstyl“ des aufgeklärten Hofrates der Hofkanzlei und Professors der politischen Wissenschaften Joseph Freiherr von Sonnenfels, das für die Absolventen der Jurisprudenz des vierten Jahrganges bis 1848 immer noch als Lehrbuch verwendet wurde,329 waren für den Kanzleidienst, für Aktenerledigung, behördliche Schreiben, Registratur, Ablage etc. einheitliche Regeln vorgeschrieben. Sie sollten unter anderem die Gleichför- migkeit jeder Verwaltungstätigkeit beweisen. Im Übrigen gab Sonnenfels genaue sprachliche Anweisungen für die Aktenerledigung. Der sogenannte einheitliche ministerielle Stil wurde bis zum Ende der Monarchie beibehalten. Verwaltung wurde so zumindest nach außen hin – diktiert von einem (vor)rechtsstaatlichem, Denken – rein formal beamteter Willkür entzogen. Gleichzeitig garantierte die starre, geradezu byzantinisch wirkende Regelhaftigkeit das Ansehen des hoheits- rechtlichen Aktes der Verwaltung und stellte eine Demonstration von Macht der Obrigkeit dar. 328 REDLICH, Schicksalsjahre Österreichs 1, Erinnerungen, S. 65. 329 HEINDL, Gehorsame Rebellen, S. 126–138; siehe auch Kapitel „Amtsroutine, Akten und büro- kratische Skurrilitäten“.
back to the  book Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich"
Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Josephinische Mandarine
Subtitle
Bürokratie und Beamte in Österreich
Author
Waltraud Heindl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
336
Keywords
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Josephinische Mandarine