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12 | Kommunen im Klimawandel
Klimaschutzmanager als auch die „Leute, die von der EU bezahlt werden“ (IK-3,
2015: 12).3 Dieser Begriff ist in meinen Augen überaus passend und spiegelt gut die
Herausbildung eines „Klimaschutzmanagements“ als eigene Disziplin mit eigener
Sprache, eigenen Praktiken und eigenen Akteuren wider.
Klimafunktionäre befassen sich mit der „Gestaltung des Unplanbaren“ (WBGU
2011); also mit der Frage, wie sich die „große Transformation“ (ebd.) hin zu einer
klimaneutralen Gesellschaft – die Wende zur nachhaltigen Wirtschaftsweise – ver-
wirklichen lässt. Sie tun dies hauptsächlich mit Fördergeldern: bspw. von der EU,
von einem Nationalstaat, einer Stiftung oder anderen privatwirtschaftlichen Akteu-
ren. Denn Klimaschutz ist im Gegensatz zum Umweltschutz keine Pflichtaufgabe,
weder für Unternehmen, noch für Kommunen oder gar Bürger. Klimaschutz basiert
auf Freiwilligkeit und ohne Förderprogramme und Projektgelder lassen sich keine
Maßnahmen umsetzen. Klimafunktionäre sind somit die professionellen Geldeinwer-
ber und Projektrealisierer einer globalen Klimaschutzindustrie. Ihr Ziel ist es, trans-
formativen Wandel anzustoßen. Dafür sind neben neuen Technologien auch tiefgrei-
fende Änderungen von Infrastrukturen, Produktions- und Steuerungsprozessen, Ge-
schäftsmodellen, Regulierungssystemen und Lebensstilen notwendig. Das kostet
nicht nur viel Geld, sondern erfordert sogenannte „Change Agents“, die den Wandel
vorantreiben und Einfluss auf eben diese Felder nehmen können: die gebaute Um-
welt, unsere Verkehrsinfrastruktur, die Ver- und Entsorgung, das Mobilitätsverhal-
ten, Aus- und Weiterbildung, die Sanierungsraten und sogar unser Ernährungsverhal-
ten.
Städte und Kommunen werden zunehmend als zentrale Orte und Motoren des
Wandels gesehen – zum einen, da die sich weiterhin dynamisch entwickelnde Urba-
nisierung unseres Planeten ein wesentlicher Treiber der wachsenden Energienach-
frage ist. Zum anderen bringt die Schaffung neuer urbaner Räume bzw. deren Aus-
dehnung neue langlebige Infrastrukturen mit sich, die maßgeblich den zukünftigen
Energieverbrauch und die Lebensstile beeinflussen werden (WBGU 2011). Dabei ist
die Kommune auch die politische Ebene, die den Bürgern und lokalen Unternehmen
am nächsten ist und somit nicht nur Infrastruktur, sondern auch Prozesse und Verhal-
ten beeinflussen kann. Deshalb hängt laut Bundesregierung die Transformation zu
einer lebenswerten, nachhaltigen Gesellschaft besonders von den Städten ab (BMBF
2015). Daraus folgt der simple Schluss: „If we can’t make cities sustainable, we can’t
make the world sustainable.“ (F-150707-Coventry)
3 Die Zitierweise, Erhebung und Auswertung des eigenen empirischen Materials wird in Ka-
pitel #Projektdesign ausführlich erläutert.
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Title
- Kommunen im Klimawandel
- Subtitle
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Author
- Nanja Nagorny-Koring
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Size
- 15.4 x 23.0 cm
- Pages
- 324
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Table of contents
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315