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56 | Kommunen im Klimawandel
und sogenannten „Change Agents“, die die Transformation „von unten“ vorantreiben
(WBGU 2016: 8), denn die ambitioniertesten Emissionsmanagementstrategien seien
bisher auf lokaler Ebene umgesetzt worden (McGuirk et al. 2014b). Durch konkrete
Maßnahmen wird Klimaschutz vor Ort sichtbar, sodass weitere Akteure für den Kli-
maschutz gewonnen werden können – so die Hoffnung. Beispielhafte kommunale
Klimaschutzmaßnahmen sollen dann auf andere Städte und Gemeinden übertragen
werden oder als Anregung für eigene, neue Lösungen dienen. Erfolgreiche kommu-
nale Klimaschutzprojekte könnten sogar auf nationale Ebene übertragen werden und
als Blaupause dienen, wenn sie durch Förderprogramme oder Gesetze flächende-
ckend eingeführt werden (vgl. #Das Prinzip der Nachahmung und #New Public Cli-
mate Management).
Die Notwendigkeit, Umweltprobleme auf lokaler Ebene anzugehen, ist jedoch –
wie bereits im Abschnitt #Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld dargelegt –
keineswegs neu: Schon 1987 wurde im Brundtland-Report argumentiert, dass der
Großteil der Weltbevölkerung in Zukunft in Städten leben wird und Städte deshalb
eine zentrale Rolle spielen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit (Brundtland 1987: 235-
258). So wurde schon vor 30 Jahren die Annahme populär, dass nicht Nationalstaa-
ten, sondern Städte die geeignetsten Politikarenen seien, um erfolgreiche Umwelt-
und Klimapolitik zu betreiben. Dies spiegelt sich auch in der Agenda 21 von 199215
wider, wo ebenfalls der umweltpolitische Fokus auf Städte festgeschrieben wurde:
„Da so viele der in der Agenda 21 angesprochenen Probleme und Lösungen ihre Wurzeln in
Aktivitäten auf örtlicher Ebene haben, ist die Beteiligung und Mitwirkung der Kommunen ein
entscheidender Faktor bei der Verwirklichung der Agendaziele. Kommunen errichten, verwal-
ten und unterhalten die wirtschaftliche, soziale und ökologische Infrastruktur, überwachen den
Planungsablauf, stellen die kommunale Umweltpolitik und kommunale Umweltvorschriften
auf und wirken an der Umsetzung der nationalen und regionalen Umweltpolitik mit. Als Poli-
tik- und Verwaltungsebene, die den Bürgern am nächsten ist, spielen sie eine entscheidende
Rolle dabei, die Öffentlichkeit aufzuklären und zu mobilisieren und im Hinblick auf die För-
derung einer nachhaltigen Entwicklung auf ihre Anliegen einzugehen.“ (Vereinte Nationen
1992: 291)
15 Auf der Rio-Konferenz 1992 wurde die Agenda 21, die mit ihren 40 Kapiteln alle wesent-
lichen Politikbereiche einer umweltverträglichen, nachhaltigen Entwicklung anspricht, von
über 170 Staaten als Aktionsprogramm mit konkreten Handlungsaufträgen für das 21. Jahr-
hundert verabschiedet. Ziel war, einer weiteren Verschlechterung der Situation des Men-
schen und der Umwelt entgegenzuwirken und eine nachhaltige Nutzung der natürlichen
Ressourcen sicherzustellen.
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Title
- Kommunen im Klimawandel
- Subtitle
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Author
- Nanja Nagorny-Koring
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Size
- 15.4 x 23.0 cm
- Pages
- 324
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Table of contents
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315