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60 | Kommunen im Klimawandel
Kommunen und Landkreise verfügen deshalb mittlerweile nicht nur über ein breites
Klimaschutz-Fachwissen, sondern insbesondere über Wissen darüber, wie möglichst
viele Fördermittel aktiviert werden können (Riedel et al. 2014a: 5). Eine Schlüssel-
kompetenz ist dabei, solche Projekte mit Fördergeldern zu finanzieren, die man oh-
nehin schon auf der Agenda hatte – auch wenn dahinter nicht in erster Linie Klima-
schutz als Hauptmotivation steht. Dabei werden die bereits geplanten Projekte so an
die Förderbedingungen angepasst, dass sie als Klimaschutzmaßnahmen durchgehen.
Frei nach dem Motto: Wir machen das, was gefördert wird. Nicht im Klimaschutz
aktiv zu sein bedeutet dann, auf moderne Beschlüsse, Strukturprogramme und För-
derprogramme verzichten zu müssen, wie ein Klimaschutzmanager erklärt:
„Also diese ausgewählte Klimaschutzmaßnahme, da haben wir es ja wieder, die Maßnahme,
die wir da jetzt umsetzen, da würde man, wenn man jetzt fachfremd ist, jetzt nicht unbedingt
gleich diesen direkten Bezug zum Klimaschutz sehen, wobei im Rahmen der Erneuerbaren
Energien oder Ausbau dieser ist das durchaus Klimaschutz. Natürlich, man kann sich das im-
mer so hin basteln und es gibt so viele Fördertöpfe und so, wie es mir kommuniziert wurde, ist
es ja auch gewollt, dass man diese ausschöpft einfach nur und in dem Falle hat sich das einfach
– es war ja genau das, was gefördert wurde, und das hat sich bei uns halt angeboten und wie
gesagt, normal würde man wahrscheinlich nicht sofort auf das Thema Klimaschutz kommen,
aber es ist Klimaschutz.“ (IK-10, 2016: 39)
Kommunaler Klimaschutz ist daher weder Ergebnis des Bewusstseins der Städte, als
eine Hauptursache des Klimawandels zu gelten, noch eine Reaktion auf die beson-
dere Betroffenheit vieler Kommunen durch den Klimawandel. Das heißt auch, dass
die Maßnahmen weniger systematisch und integriert angegangen werden, als es auf
den ersten Blick aussieht. Der Wegfall der Förderprogramme würde in einigen Fällen
auch den kompletten oder teilweisen Wegfall von kommunalen Klimaschutzaktivi-
täten bedeuten (F-150311-Bensheim). Das Verschweigen dieser Hintergründe lässt
die transformative Kraft der Kommunen größer erscheinen, als sie tatsächlich ist, und
unterminiert gleichzeitig die Notwendigkeit und den Einfluss nationalen Handelns.
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Title
- Kommunen im Klimawandel
- Subtitle
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Author
- Nanja Nagorny-Koring
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Size
- 15.4 x 23.0 cm
- Pages
- 324
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Table of contents
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315