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Den guten Praktiken auf der Spur | 83
selective observation of a set of exemplars across different contexts in order to derive
more generalizable principles and theories of [public] management.“
Bis heute ist das Hauptziel des Best Practice-Forschungsprogramms vornehmlich
die Identifikation innovativer Best Practices und daran anschließend deren Transfer
und Anpassung an andere Kontexte. Methodisch dominieren dabei zwei Vorgehens-
weisen: der quantitativ-mikro-ökonomische Ansatz und der qualitative Case Study-
Ansatz (Myers et al. 2004; Veselý 2011). Vertreter des quantitativen Ansatzes ver-
folgen das Ziel, so viele Beispiele wie möglich zu einem spezifischen Problem zu
sammeln, um dann mithilfe einer statistischen Analyse die „beste“ Praktik zu identi-
fizieren (Bretschneider et al. 2005). Vertreter des qualitativen Ansatzes hingegen ma-
chen sich zunächst auf die Suche (in Literatur, im Feld, in Datenbanken, durch Ex-
pertengespräche etc.) nach Beispielen, die als Best Practice angesehen werden und
leisten dann eine möglichst dichte Beschreibung der Maßnahmen und ihrer spezifi-
schen Kontexte mit dem Ziel, daraus ein vereinfachtes Prinzip abzuleiten, das in an-
dere Kontexte übertragen werden kann (Myers et al. 2004; Veselý 2011). Ein weite-
res Augenmerk liegt auf der Entwicklung von Konzepten und Handlungsempfehlun-
gen, wie gute Praktiken am besten genutzt und übertragen werden können und welche
Hindernisse dabei auftreten können (Bardach 2003, 2012).
Es lassen sich grob zwei verschiedene Ziele einer solch deskriptiv-analytischen
Vorgehensweise unterscheiden. Erstens gibt es eine Reihe von Arbeiten, die eine Na-
tion oder eine Stadt in bestimmten Politikbereichen als vorbildlich identifizieren und
diese Steuerungspraktiken dann beschreiben. Dabei handelt es sich zumeist um um-
fangreiche Fallstudien (bspw. Borins 1998; Boston et al. 1998; Mix und Herweijer
1996). Zweitens gibt es eine Reihe von Studien, die verschiedene Steuerungsprakti-
ken und Maßnahmen eines Politikbereiches international vergleichen und diese an-
hand bestimmter Kriterien und Ziele bewerten. Auf dieser Grundlage wird festgelegt,
welche Gestaltungen und Verfahrensweisen am besten zur Zielerreichung beitragen.
Diese werden dann zur Nachahmung empfohlen. Ein solcher Ansatz wird insbeson-
dere von internationalen Organisationen wie der Weltbank oder der OECD verfolgt
(z.B. Roseberry 1996; OECD 2002, 2012; OECD und International Energy Agency
2012; World Bank Group 2012; Webber 2015; Getz und Goldberg 2016; Courtright
2004).
Die BPR ist dabei rein anwendungsorientiert und wird daher auch als atheoretisch
kritisiert (Francis und Holloway 2007). Eine generelle theoretische Konzeptualisie-
rung des Best Practice-Ansatzes an sich und damit eine kritische Analyse dieses Kon-
strukts bleiben bei einem solchen Vorgehen marginal. Aufgrund der starken Verbin-
dungen der Best Practice-Methodik zu Themen wie Imitation, Transfer, Diffusion
und Innovation kristallisieren sich zwei sehr unterschiedliche Perspektiven zur Er-
forschung von Best Practices heraus.
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Title
- Kommunen im Klimawandel
- Subtitle
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Author
- Nanja Nagorny-Koring
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Size
- 15.4 x 23.0 cm
- Pages
- 324
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Table of contents
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315