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104 | Kommunen im Klimawandel
bung; stattdessen machte ich manchmal Fotos auf den Veranstaltungen. Meine Auf-
zeichnungsaktivitäten während der Beobachtungen stießen bei den Feldmitgliedern
nicht auf negative Reaktionen, da das Mitschreiben während Meetings und Konfe-
renzen sowie auch das gelegentliche Fotografieren kein ungewöhnliches Verhalten
darstellen. Weitere teilnehmende Beobachtungen über die Praktika hinaus wurden in
einer Reihe weiterer Veranstaltungen, Konferenzen und Workshops durchgeführt,
die an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden sollen. Im Anhang A befindet sich
eine Liste aller Beobachtungssettings.
Qualitative Interviews
Interviewing is rather like a marriage: everybody
knows what it is, an awful lot of people do it, and yet
behind each closed door there is a world of secrets.
(Oakley 1981: 41 in Patton 2002: 340)
Der Zweck von Interviews ist es, mehr über bestimmte Sachverhalte und Zusammen-
hänge zu erfahren, die man nicht direkt beobachten kann. Persönliche Erfahrungen,
Meinungen und bestimmte Handlungsweisen lassen sich nur durch Gespräche erfas-
sen. Dahinter steht die Annahme, dass die Perspektive Anderer aussagekräftig und
darstellbar ist (Mason 2002). Welche Funktionen Best Practices bspw. im alltägli-
chen Regierungshandeln von Kommunen haben, welches „transformative“ Potenzial
ihnen zugesprochen wird und was Klimaschutzmanager unter einem guten Praxisbei-
spiel verstehen, lässt sich nur im Gespräch herausfinden. Als Erhebungsmethode
dienten mir dabei sogenannte leitfadengestützte Experteninterviews. Als Experten
verstehe ich hier Menschen, die ein besonderes Wissen über soziale Sachverhalte
besitzen. In diesem Fall also Klimaschutzmanager, Berater und Vertreter von Städ-
tenetzwerken, die regelmäßig mit guten Praxisbeispielen arbeiten, diese nutzen oder
gar erstellen. Mein Interesse gilt also dem Wissen über die sozialen Kontexte bzw.
die Funktionskontexte, in denen die befragten Personen agieren. Experteninterviews
sind dabei eine Methode, dieses Wissen zu erschließen (Gläser und Laudel 2006: 10).
Experten sind hier also nicht im klassischen Sinn als Personen wie bspw. Wissen-
schaftler, Politiker oder Gutachter zu verstehen, die über ein „besonderes“ Wissen
verfügen, welches sie auf Anfrage weitergeben oder zur Lösung bestimmter Prob-
leme einsetzen.
(Experten-)Interviews sind wahrscheinlich die am meisten genutzte Methode
qualitativer empirischer Sozialforschung (Mason 2002) und zeichnen sich durch ih-
ren relativ informellen Stil aus, der eher einem Gespräch oder einer Diskussion zu
einem bestimmten Thema ähnelt. Ziel ist es, themenspezifisches Wissen dialogisch
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Title
- Kommunen im Klimawandel
- Subtitle
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Author
- Nanja Nagorny-Koring
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Size
- 15.4 x 23.0 cm
- Pages
- 324
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Table of contents
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315