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106 | Kommunen im Klimawandel
Insgesamt wurden 37 Interviews mit 39 Personen geführt, wenn möglich persön-
lich bei den Interviewten vor Ort, andernfalls per Telefon oder Skype. Die Interviews
dauerten zwischen 20 und 110 Minuten. Jedes Interview wurde mit Genehmigung
des Interviewten mittels eines digitalen Aufnahmegeräts aufgezeichnet. Nach jedem
Interview wurde ein Transkript angefertigt. Nur wenige Gesprächspartner wollten
genauer wissen, in welcher Form das Interviewmaterial weiterverwendet wird, oder
wollten das Interviewtranskript gar lesen und verwendete Zitate freigeben. Dies war
eher bei älteren Experten, die bspw. eine Leitungsposition innehatten, der Fall. Da es
bei den geführten Interviews in erster Linie um thematische Informationsgewinnung
ging, waren aufwendige Notationssysteme überflüssig. Sprache und Satzkonstrukti-
onen wurden daher teilweise geglättet. Im Anhang B findet sich eine Liste aller ge-
führten Interviews.
Dokumentenanalyse
Um ein kompetenter Beobachter und Interviewer sein zu können, muss man umfas-
send mit dem Untersuchungsobjekt an sich und seinen Kontexten vertraut sein. Wenn
ich also Experten zu Best Practices im kommunalen Klimaschutz, zu der Nutzung
oder Entwicklung solcher Beispiele befrage oder auf Veranstaltungen und Vernet-
zungstreffen beobachte, wie diese Beispiele vorgestellt und diskutiert werden, ist es
ratsam, (a) zu wissen, was die gängigen Darstellungsformen und Distributionskanäle
von Best Practices sind, (b) verbreitete Inhalte zu kennen und (c) darüber informiert
zu sein, wie der Ansatz der Verbreitung und Replizierung von erfolgreichen Praxis-
beispielen durch verschiedene praktisch-politische Publikationen, Strategiepapiere
und Richtlinien artikuliert wird. Um dieses Wissen aufzubauen, führte ich daher er-
gänzend zu den teilnehmenden Beobachtungen und Experteninterviews eine Doku-
mentenanalyse durch. Dokumente wie die von mir analysierten Best Practice-Bro-
schüren, Klimaschutzkonzepte bzw. Masterpläne, Handbücher, Praxisleitfäden,
Wettbewerbsdokumentationen, Richtlinien und Merkblätter, Flyer, (Jahres-)Berichte
und Best Practice-Internetdatenbanken tragen dazu bei, das Politikfeld „kommunaler
Klimaschutz“ zu formen. Sie sind damit nicht nur wesentliche Bestandteile des Pra-
xisregimes, sondern bringen es auch mit hervor. Ich verstehe diese Dokumente – ins-
besondere die Best Practice-Beschreibungen, die durch diese Dokumente vermittelt
werden – daher nicht nur als passiven Ausdruck oder Repräsentation der sozialen
Welt des kommunalen Klimaschutzes, sondern als aktive Co-Konstrukteure ebendie-
ser. Die explizite Einbeziehung von programmatischen Dokumenten wie Klima-
schutzkonzepten, Strategiepapieren, Richtlinien und Förderprogrammen hilft bei der
Rekonstruktion politischer Rationalitäten und insbesondere der Beantwortung der
Teilfragestellung, durch welche Arten der Regierungsführung, Maßnahmen und Ar-
gumentationen sich das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ auszeichnet. Mil-
ler und Rose (1990) betonen, dass politische Rationalitäten oft in Veröffentlichungen
mit programmatischem Charakter zum Ausdruck kommen und hierüber der Analyse
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Title
- Kommunen im Klimawandel
- Subtitle
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Author
- Nanja Nagorny-Koring
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Size
- 15.4 x 23.0 cm
- Pages
- 324
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Table of contents
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315