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170 | Kommunen im Klimawandel
1. Problemanalyse: Um den Status quo in den geförderten Kommunen zu erfas-
sen, wurde zunächst ein Inventar aller Klimaschutzaktivitäten in den Partner-
städten erstellt. So wurden über 100 Maßnahmen katalogisiert und drei Schüs-
selbereichen zugeordnet: Gebaute Umwelt, Energie und Mobilität. Ausgehend
von der Annahme, dass es sich bei den meisten Initiativen um unkoordinierte
und kurzlebige Einzelmaßnahmen handelt, wurde von der wissenschaftlichen
Begleitforschung des TM-Programms – die, anders als im Masterplan-Pro-
gramm, keine praktische Unterstützung in der Vernetzung und dem Erfah-
rungsaustausch der Partner leistet – eine wissenschaftliche Analysemethode
zur Abbildung der existierenden Maßnahmen in den Kommunen entwickelt.
Basierend auf einer sozialen Netzwerkanalyse wurden alle involvierten Ak-
teure und ihre assoziierten Maßnahmen in Form einer Netzwerkkarte abgebil-
det (entweder für die gesamte Kommune oder für die Schlüsselbereiche Ge-
baute Umwelt, Energie und Mobilität). Diese Karten repräsentieren das sozio-
technische System, das transformiert werden soll. Mit ihrer Hilfe sollen so-
wohl Schlüsselakteure und potenzielle „Change Agents“ als auch Stellen iden-
tifiziert werden, an denen es möglicherweise noch an Regierungshandeln
mangelt. Diese Problemanalyse durch Netzwerk-Kartierung sollte eine syste-
matische Darstellung der aktuellen Situation und der Problemlagen liefern und
den Akteuren der kommunalen Verwaltungen zudem ermöglichen, ihre Per-
spektive über die eigene Expertise hinaus zu erweitern und die komplexen
Zusammenhänge des zu ändernden Systems besser zu verstehen (Nevens et
al. 2013).
2. Visionsentwicklung: Da die meisten Partnerkommunen bereits vor dem Pro-
grammstart Klimaziele bzw. -strategien definiert hatten, ging es im Laufe des
TC-Programms vornehmlich darum, gemeinsam mit den relevanten Stakehol-
dern (Stadtwerke, lokale Unternehmen, Start-ups, zivilgesellschaftliche Ak-
teure, Forschungseinrichtungen, Verbände, IHKs etc.), die durch die Netz-
werk-Kartierung identifiziert wurden, eine Problemdefinition abzustimmen,
um sich so die Unterstützung aller Akteure zu sichern (Koalitionenbildung).
Durch regelmäßige Stakeholder-Workshops wurden die Ergebnisse der Netz-
werk-Kartierung diskutiert und neue Handlungsfelder identifiziert.
3. Transformationspfadentwicklung: Auf Grundlage der Erkenntnisse aus der
Netzwerk-Kartierung und dem Maßnahmeninventar identifizierten die Ak-
teure der kommunalen Verwaltung gemeinsam mit den Stakeholdern und mit
Unterstützung der wissenschaftlichen Begleitforschung mögliche Transfor-
mationspfade und -barrieren in den jeweiligen Schlüsselbereichen (Gebaute
Umwelt, Energie, Mobilität). Dadurch sollte Raum für Nischeninnovationen
sichtbar gemacht und relevante neue Maßnahmen (entweder auf Basis eigener
Potenziale oder durch Nachahmung guter Beispiele von anderen Partnerkom-
munen) abgeleitet werden.
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Title
- Kommunen im Klimawandel
- Subtitle
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Author
- Nanja Nagorny-Koring
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Size
- 15.4 x 23.0 cm
- Pages
- 324
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Table of contents
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315