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Kommunen im Klimawandel - Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
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„Best Practice ist eine Geschichte“ | 251 überzeugt, dass die Wirkung von diesem Best Practice-Austausch so groß ist, wie man sich das wünscht.“ (IB-5, 2015: 8; 18) Das kann sogar dazu führen, dass sinnvolle Weiterentwicklungen oder Innovationen ausgebremst werden und sich stattdessen Standardlösungen weiter verfestigen (Veselý 2011; Moore 2013). Anstatt Kreativität und Erfindungsgeist zu fördern, in- dem mit verschiedenen Lösungsoptionen experimentiert wird, kann ein Regieren durch Best Practices auch im Gegenteil zu weniger ambitionierten und weniger trans- formativen Maßnahmen führen. „Meiner Meinung nach braucht man für Transformation Mut zum Risiko, Innovation und Kre- ativität. Zu einem gewissen Grad kann das natürlich Kreativität fördern, indem man sich An- reize woanders holt. Zu einem gewissen Grad kann es aber auch einfach dann bequem sein und Kreativität hemmen, indem man einfach was woanders Erprobtes übernimmt, ohne sich wirk- lich die Mühe zu machen, ob es passt. […] Zwar ist jedes Mal, wenn man verbreitet oder repli- ziert, schon auch die Möglichkeit da, dass jemand Neues einfach drauf guckt und der einen anderen Hintergrund hat und das irgendwie neu kombiniert, seine Ideen mit der Idee auf der anderen Seite. Was dagegen spricht ist natürlich, dass es immer stärker ein Produkt wird, was ganz klar spezifiziert ist, und vielleicht gibt’s dann auch Vorgaben […] und das kann die Wei- terentwicklung hemmen.“ (IK-15, 2016: 21; 27) Das transformative Potenzial von Best Practices wird zudem durch ihre „Währungs- Funktion“ geschmälert (vgl. Kapitel #„Gebt uns gute Beispiele!“). Es besteht die Ge- fahr, dass Kommunen, die sehr wirksam Öffentlichkeitsarbeit betreiben, vermehrt Auszeichnungen erhalten und ihre Maßnahmen öfter als Best Practices etikettiert werden als die Aktivitäten anderer Kommunen, die zwar ebenso gut oder vielleicht sogar besser sind, aber weniger effektives Marketing betreiben (IN-2, 2016). Hinzu kommt, dass „Klimaschutz […] eine freiwillige Aufgabe ist und jede Stadt vor der Herausforderung steht, sich besonders zu profilieren. Weil Klimaschutz eine freiwillige Leistung ist, muss man ge- wisse Alleinstellungsmerkmale suchen. Wenn ich andere Bereiche sehe, z.B. Lärmschutz oder Luftreinhalteplanung, da gibt es Pflichtaufgaben und da ist gar nicht so sehr im Fokus, wie die öffentliche Wahrnehmung ist, sondern es ist stärker an den Umweltqualitätsstandards ausge- richtet. Und da habe ich zurzeit sogar den Eindruck, dass da Maßnahmen öfter übertragen wer- den als im kommunalen Klimaschutz, weil die Herausforderungen eines Alleinstellungsmerk- males und der öffentlichen Wahrnehmung nicht so stark [sind] wie im kommunalen Klima- schutz […]. Weil jeder Klimamanager muss sich auch immer rechtfertigen und muss ein gutes Standing in der Verwaltung haben und wenn er, ich sag mal jetzt überspitzt gesagt, nur die Projekte aus der Nachbarschaft überträgt, dann ist natürlich die Gefahr da, wo ist das Allein- stellungsmerkmal?“ (IK-21, 2017: 84)
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Kommunen im Klimawandel Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
Title
Kommunen im Klimawandel
Subtitle
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
Author
Nanja Nagorny-Koring
Publisher
transcript Verlag
Location
Bielefeld
Date
2018
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4627-0
Size
15.4 x 23.0 cm
Pages
324
Categories
Naturwissenschaften Umwelt und Klima

Table of contents

  1. Danksagung 9
  2. Das Prinzip der Nachahmung 11
  3. Forschungslücke und Fragestellung 16
  4. Aufbau der Arbeit 21
  5. Kommunen im Klimawandel 25
  6. Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
  7. Klimawandel als Politikproblem 32
  8. Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
  9. Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
  10. Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
  11. Klimawandel als ökonomisches Problem 61
  12. Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
  13. Den guten Praktiken auf der Spur 71
  14. Begriffsgeschichte und Definition 73
  15. Kritik und Positionalität 78
  16. Best Practice-Forschung 82
  17. Projektdesign 90
  18. Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
  19. Gouvernementalität 116
  20. Klima-Gouvernementalität 126
  21. Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
  22. New Public Climate Management 141
  23. Politische Rationalitäten 142
  24. Klima\Wandel ist regierbar 145
  25. Politische Programme 162
  26. Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
  27. Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
  28. Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
  29. Best Climate Practices 189
  30. Rationalitäten und Technologien 191
  31. „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
  32. „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
  33. Reflexion 227
  34. „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
  35. Zur Performativität von Best Practices 239
  36. Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
  37. Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
  38. Literatur 275
  39. Anhang 315
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