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„Best Practice ist eine Geschichte“ | 265
litische Programme), kam ich zu dem Schluss, dass sich im kommunalen Klima-
schutz mit dem „Klimaschutzmanagement“ eine spezifische Regierungskunst her-
ausgebildet hat, die sich wesentlich auf Annahmen und Logiken des New Public Ma-
nagement (NPM) und des Transition Management (TM) stützt. Innerhalb des Praxis-
regimes „kommunaler Klimaschutz“ hat sich dadurch eine eigene Sprache mit spezi-
fischen Begrifflichkeiten herausgebildet, die den Klimawandel sowie eine gesell-
schaftliche Transformation als systematisch steuerbar deutet. Die deutlich erkenn-
bare Einschreibung von Elementen des NPM und TM – wie bspw. die Rhetorik eines
systemischen Denkens, die Fokussierung auf quantitative Daten und die Sicherstel-
lung der Messbarkeit der Wirkungen, ein Denken und Arbeiten in PDCA-Zyklen, die
Betonung des Vernetzungsgedankens usw. – in die Richtlinien und Förderpro-
gramme zeigt, wie mithilfe von bestimmten Wissensformen und Rationalitäten ver-
sucht wird, Klimawandel und die angestrebte Nachhaltigkeitstransformation regier-
bar zu machen (Kapitel #Klima\Wandel ist regierbar).
Die dominierenden relationalen, kontingenten und normativen Rationalitäten be-
stimmen die Bewertungsmaßstäbe des Klimaschutzmanagements – Effizienz, Inno-
vation, Skalierbarkeit, Messbarkeit, Vergleichbarkeit, Replizierbarkeit –, an denen
politisches Handeln ausgerichtet wird. Aktuell gilt als politisch rational, dass Klima-
wandel kommunal gemanagt werden kann, dass die Ausschöpfung von Effizienzpo-
tenzialen zu einer optimierten Steuerung führen wird, dass eine Beschreibung von
Zielpfaden das Regierungshandeln strukturieren kann und dass eine bessere Vernet-
zung, mehr Erfahrungsaustausch, eine umfassende Informationsgrundlage sowie eine
breite Streuung dieser Information zu mehr Effizienz, mehr Effektivität und schluss-
endlich zu wirkungsoptimiertem Klimaschutz im Sinne eines systematischen Klima-
schutzmanagements führen (Kapitel #Die Regierungsrationalität das Klimaschutz-
managements 1). Die Popularität der Regierungstechnologie „Best Practice“ erklärt
sich gemäß der Rationalität des Klimaschutzmanagements dadurch, dass erstens
Kommunen als „Lernräume“ zu verstehen sind, die voneinander profitieren können,
wenn sie miteinander kooperieren und Informationen bereitwillig weitergeben; zwei-
tens, dass durch den Vergleich und den Austausch mit anderen Kommunen ein Hand-
lungs- und/oder Veränderungsdruck stimuliert wird, der zur Wirkungsmaximierung
führt; drittens, dass sowohl Fehler vermieden als auch Kosten und Mühen gespart
werden können, wenn Best Practices systematisch repliziert und adaptiert werden;
und viertens, dass die Nachahmung von Best Practices dadurch schließlich zu gesell-
schaftlichem Wandel führen kann. Diese Rationalität des „Prinzips der Nachah-
mung“ schlägt sich insofern im Regierungshandeln nieder, als das Hauptaugenmerk
der deutschen Förderlandschaft auf umfassender Information für Kommunen über
mögliche Förderung oder nachahmenswerte Maßnahmen, auf Vernetzungsveranstal-
tungen und -projekte für klimaaktive Kommunen, auf kommunalen Wettbewerben
Kommunen im Klimawandel
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Title
- Kommunen im Klimawandel
- Subtitle
- Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
- Author
- Nanja Nagorny-Koring
- Publisher
- transcript Verlag
- Location
- Bielefeld
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4627-0
- Size
- 15.4 x 23.0 cm
- Pages
- 324
- Categories
- Naturwissenschaften Umwelt und Klima
Table of contents
- Danksagung 9
- Das Prinzip der Nachahmung 11
- Forschungslücke und Fragestellung 16
- Aufbau der Arbeit 21
- Kommunen im Klimawandel 25
- Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
- Klimawandel als Politikproblem 32
- Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
- Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
- Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
- Klimawandel als ökonomisches Problem 61
- Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
- Den guten Praktiken auf der Spur 71
- Begriffsgeschichte und Definition 73
- Kritik und Positionalität 78
- Best Practice-Forschung 82
- Projektdesign 90
- Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
- Gouvernementalität 116
- Klima-Gouvernementalität 126
- Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
- New Public Climate Management 141
- Politische Rationalitäten 142
- Klima\Wandel ist regierbar 145
- Politische Programme 162
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
- Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
- Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
- Best Climate Practices 189
- Rationalitäten und Technologien 191
- „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
- „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
- Reflexion 227
- „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
- Zur Performativität von Best Practices 239
- Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
- Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
- Literatur 275
- Anhang 315