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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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14 Akteure in Agrarsystemen lungsweisen der Vielen  – mithin deren (Inter-)Aktionen in Form strukturierter und strukturierender Praktiken36  –, die regional-, lokal- und lebensgeschichtliche Fall- studien nachzuzeichnen suchen. Erkenntnisleitend ist dabei das Konzept des ge- sellschaftlichen Kräftefeldes (societal field-of-force), in dem unterschiedlich mächtige Akteure mit-, neben- und gegeneinander auf den Vorder- und Hinterbühnen des Alltags um Ressourcen vielfältigster Art ringen.37 Der praxeologische Blick auf die NS-Gesellschaft, der durch die alltagshistorischen Pionierarbeiten Alf Lüdtkes38 und Detlev Peukerts39 entfaltet worden war, findet neuerdings in den Forschungen zur „Volksgemeinschaft“  – als Gesellschaftsutopie wie als Anweisung zu deren Re- alisierung  – eine Fortführung.40 Darin bildet die ländliche Gesellschaft ein wich- tiges Testfeld des „Volksgemeinschafts“-Konzepts.41 Davon abgesehen wurde der Kräftefeld-Ansatz  – wohl auch wegen des nach dem „Wendejahr“ 1989 einsetzen- den Forschungsbooms zur Agrargeschichte der SBZ/DDR42  – bislang nur zöger- lich umgesetzt. Der praxeologische Blick führt nicht zwangsläufig in die Sackgasse der Entpolitisierung oder Entökonomisierung, wie dies Strukturhistoriker/-innen der gelegentlich als „neohistoristisch“ verunglimpften Alltagsgeschichte vorgewor- fen haben.43 Vielmehr sucht er das Politische und Ökonomische  – wie die Struktu- ren der Gesellschaft insgesamt  – aus einer Praxisperspektive zu erkunden. Die allgemeine Forschungslandschaft zur nationalsozialistischen Agrargesell- schaft zeigt für das Gebiet Österreichs besondere Akzente. Die institutionalisierte Geschichtsforschung vermied lange  – länger als in anderen Bereichen der NS-For- schung44  –, sich mit der österreichischen Agrargesellschaft im Nationalsozialismus eingehend auseinanderzusetzen ; so erscheinen die Jahre von 1938 bis 1945 immer noch als black box der österreichischen Agrarentwicklung. Neben apologetischen Schriften ehemaliger Amtsträger des „Dritten Reiches“45 griffen in den Nach- kriegsjahrzehnten nur wenige wissenschaftliche Publikationen dieses Thema auf. Darin erschien die NS-Ära meist als staatspolitisch induzierte Unterbrechung des landwirtschaftlichen Fortschritts oder gar als Rückentwicklung. So etwa betonte Ferdinand Tremel in seinem wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Handbuch den Zusammenhang zwischen landwirtschaftlicher Extensivierung und bäuerlicher Widersetzlichkeit : „Das nationalsozialistische Wirtschaftssystem kannte keine freie Marktwirtschaft, sondern nur eine von oben gelenkte Planung, der alle Berufe unterworfen wurden, und die ausschließlich wehrwirtschaftliche Ziele verfolgte. Auf auffälligsten kam dies in der Landwirtschaft zum Ausdruck ; zwar wurde das Privateigentum an Grund und Boden nicht angetastet, aber die Verwertung der produzierten Güter wurde bis in alle Einzelheiten vorgeschrieben. Wohl fügten sich die Bauern anfangs diesen Vor- schreibungen, aber bald setzten sie sich auf ihre Art zur Wehr, indem sie zum Anbau
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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