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29Instrumente
der Feldvermessung
hörde des Reichsstatthalters Niederdonau dokumentieren die staatlich organisierte
Enteignung jener Grundeigentümer/-innen, die der deutschen Rechtslage nach
als „Juden“ galten ; davon wurden 28 Verfahren für den Kreis Gän sern dorf und
einige Fälle für die Umsiedlung der Bewohner/-innen des Truppenübungsplatzes
Döllersheim im Kreis Zwettl erfasst.136 Der Aktenbestand der 1940 eingerichteten
Unterabteilung „Bergland“ im Reichsministerium für Ernährung und Landwirt-
schaft beleuchtet unter anderem das Vorzeigeprojekt des „Gemeinschaftsaufbaus
im Bergland“, der an der Gemeinde Ybbsitz im Kreis Amstetten behandelt wird.137
Serien von Situationsberichten von Gendarmerieposten und Landratsämtern ge-
ben Einblicke in lokale und regionale Milieus.138 Zentrale Bestände des Reichs-
ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, etwa die Statistik der „Arisie-
rung“ in der Land- und Forstwirtschaft, und der Reichsnährstandsführung, etwa
die Kreiswirtschaftsmappen, ergänzten die Aktenbasis.139 Aggregiertes Datenma-
terial auf Kreis-, Arbeitsamtsbezirks- oder Gauebene enthalten die Ergebnisse
der land- und forstwirtschaftlichen Betriebszählung 1939,140 die Auswertung der
Hofkarte,141 die Statistik des „Arbeitseinsatzes“,142 Buchführungsergebnisse143 so-
wie Ergebnisse der Anbau- und Erntestatistik.144 Ergänzend zu den statistischen
Zahlenwerken erschließen thematische Karten die räumliche Verteilung agrar-
struktureller Merkmale auf Gemeinde- oder Kreisebene.145 Artikel in der Agrar-
presse bezeichnen die vorherrschenden (Inter-)Diskurse des Agrarapparats ; neben
der Erfassung projektrelevanter Artikel in überregionalen Presseorganen wurden
im Wochenblatt der Landesbauernschaft Donauland (1938–1942) bzw. Niederdonau
(1943–1944) die Überschriften aller 8.816 Artikel in einer Datenbank erfasst.146
Weitere Druckschriften, etwa Gesetzestexte, Artikel aus der allgemeinen Presse
und die zeitgenössische Fachliteratur, ergänzen den Quellenkorpus.
Den Raumkontext dieser Studie bildet der Reichsgau Niederdonau, der nach
dem „Anschluss“ 1938 auf dem Gebiet des Bundeslandes Niederösterreich abzüg-
lich der Wiener Umlandgemeinden sowie zuzüglich des nördlichen Bundeslandes
Burgenland und der ehemals südmährischen Kreise Neubistritz, Nikolsburg und
Znaim errichtet wurde ; er bildete bis zum Zusammenbruch des „Dritten Reiches“
1945 eine Verwaltungseinheit des Deutschen Reiches.147 Die agrargesellschaftliche
Färbung Niederdonaus 1939 verdeutlicht weniger der durchschnittliche Agraran-
teil der Wohnbevölkerung von 41,9 Prozent, als vielmehr die Verteilung der 1.838
Gemeinden nach land- und forstwirtschaftlichen Bevölkerungsanteilen (Abbil-
dung 1.6). Den nördlich der Donau gelegenen Teil des Reichsgaues, einschließ-
lich der ehemals südmährischen Gebiete, prägten Agrargemeinden, durchsetzt von
Kleinstädten und der Gewerbelandschaft des Oberen Waldviertels. Südlich der
Donau, einschließlich des ehemaligen Nordburgenlands, erstreckten sich entlang
der nach Norden oder Osten orientierten Voralpentäler und im Wiener Becken
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Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Schlachtfelder
- Subtitle
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Author
- Ernst Langthaler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 948
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937