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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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57Höfe im Fokus der Buchführung Betriebstypen aggregierte. Als Unterscheidungsmerkmal diente nicht, wie in der Betriebszählung 1939, die Betriebsfläche, sondern das Kulturarten- und Anbau- verhältnis. Als Grünland-Waldwirtschaften galten Kalkalpenbetriebe mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche unter 50 Prozent der Gesamtfläche bei mehr als 20 Prozent Grünlandanteilen. Acker-Waldwirtschaften waren Uralpenbetriebe im Wechselgebiet mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche unter 50 Prozent bei we- niger als 20 Prozent Grünlandanteilen. Zu den Futterwirtschaften wurden Betriebe mit starkem Futterflächenanteil gezählt ; hier betrug die Futterfläche, das heißt Dauergrünland und Feldfutter, über 50 Prozent der Summe aus Futter- und Ge- treidefläche. Getreidewirtschaften waren Betriebe, in denen die Getreidefläche mehr als 50 Prozent der Summe aus Futter- und Getreidefläche umfasste. Zu den Hack- fruchtwirtschaften zählten Betriebe mit mehr als 25 Prozent Hackfruchtbau auf der Ackerfläche. Hackfrucht-Weinbauwirtschaften waren Betriebe, in denen der Hack- fruchtanbau über 25 Prozent der Ackerfläche, der Weinbau unter 25 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche einnahm. Als Getreide-Weinbauwirtschaften galten Betriebe, in denen der Hackfruchtanbau unter 25 Prozent des Ackerlandes und der Weinbau unter 25 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche betrug. Schließlich zählten als Weinbauwirtschaften Betriebe, in denen das Weinland über 25 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche einnahm.74 Die Verteilung der Kulturarten- und Anbauverhältnisse nach Produktionsge- bieten wird von den Buchführungsstatistikern auf naturale und soziale Umwelt- bedingungen regionaler Agrarsysteme, vor allem Boden, Klima und Verkehrslage, bezogen (Abbildung 2.5). Im feucht-kühlen und durch Verkehrswege schlecht erschlossenen Produktionsgebiet Voralpen entfiel der größte Teil der Betriebe auf Grünlandwirtschaften, die verhältnismäßig hohe Waldanteile aufwiesen. Der klei- nere Teil der Betriebe umfasste Acker-Waldwirtschaften des Wechselgebietes, bei denen der Waldanteil zurücktrat und die Dauergrünlandflächen einem stärkeren Ackerfutterbau Platz machten. Diese Betriebe ähnelten jenen des klimatisch und verkehrstechnisch ebenfalls ungünstigen Produktionsgebiets Waldviertel, wo sich einerseits Futterwirtschaften mit größerem Waldanteil, andererseits vorwiegend den Getreidebau betonende Ackerwirtschaften als Betriebstypen unterscheiden ließen. Zwischen Waldviertel und Voralpen war das Produktionsgebiet Alpenvor- land eingeschoben, welches die gleichen Betriebstypen wie im Waldviertel erken- nen ließ. Die pannonischen Klimaeinflüsse und die günstige Verkehrslage im Hin- blick auf den Ballungsraum des Wiener Beckens beförderten die Intensivierung der Betriebe im Alpenvorland. Im Produktionsgebiet östliches Flach- und Hügelland mit stark pannonischem Klimaeinfluss und Großstadtnähe machten die Dauer- futterflächen dem Feldfutterbau Platz. In den besseren Lagen gewann der Hack- fruchtbau an Einfluss, und in den Gunstlagen wurde Weinbau betrieben. Etwa je
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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