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im Fokus der Buchführung
Betriebstypen aggregierte. Als Unterscheidungsmerkmal diente nicht, wie in der
Betriebszählung 1939, die Betriebsfläche, sondern das Kulturarten- und Anbau-
verhältnis. Als Grünland-Waldwirtschaften galten Kalkalpenbetriebe mit einer
landwirtschaftlichen Nutzfläche unter 50 Prozent der Gesamtfläche bei mehr als
20 Prozent Grünlandanteilen. Acker-Waldwirtschaften waren Uralpenbetriebe im
Wechselgebiet mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche unter 50 Prozent bei we-
niger als 20 Prozent Grünlandanteilen. Zu den Futterwirtschaften wurden Betriebe
mit starkem Futterflächenanteil gezählt ; hier betrug die Futterfläche, das heißt
Dauergrünland und Feldfutter, über 50 Prozent der Summe aus Futter- und Ge-
treidefläche. Getreidewirtschaften waren Betriebe, in denen die Getreidefläche mehr
als 50 Prozent der Summe aus Futter- und Getreidefläche umfasste. Zu den Hack-
fruchtwirtschaften zählten Betriebe mit mehr als 25 Prozent Hackfruchtbau auf der
Ackerfläche. Hackfrucht-Weinbauwirtschaften waren Betriebe, in denen der Hack-
fruchtanbau über 25 Prozent der Ackerfläche, der Weinbau unter 25 Prozent der
landwirtschaftlichen Nutzfläche einnahm. Als Getreide-Weinbauwirtschaften galten
Betriebe, in denen der Hackfruchtanbau unter 25 Prozent des Ackerlandes und der
Weinbau unter 25 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche betrug. Schließlich
zählten als Weinbauwirtschaften Betriebe, in denen das Weinland über 25 Prozent
der landwirtschaftlichen Nutzfläche einnahm.74
Die Verteilung der Kulturarten- und Anbauverhältnisse nach Produktionsge-
bieten wird von den Buchführungsstatistikern auf naturale und soziale Umwelt-
bedingungen regionaler Agrarsysteme, vor allem Boden, Klima und Verkehrslage,
bezogen (Abbildung 2.5). Im feucht-kühlen und durch Verkehrswege schlecht
erschlossenen Produktionsgebiet Voralpen entfiel der größte Teil der Betriebe auf
Grünlandwirtschaften, die verhältnismäßig hohe Waldanteile aufwiesen. Der klei-
nere Teil der Betriebe umfasste Acker-Waldwirtschaften des Wechselgebietes, bei
denen der Waldanteil zurücktrat und die Dauergrünlandflächen einem stärkeren
Ackerfutterbau Platz machten. Diese Betriebe ähnelten jenen des klimatisch und
verkehrstechnisch ebenfalls ungünstigen Produktionsgebiets Waldviertel, wo sich
einerseits Futterwirtschaften mit größerem Waldanteil, andererseits vorwiegend
den Getreidebau betonende Ackerwirtschaften als Betriebstypen unterscheiden
ließen. Zwischen Waldviertel und Voralpen war das Produktionsgebiet Alpenvor-
land eingeschoben, welches die gleichen Betriebstypen wie im Waldviertel erken-
nen ließ. Die pannonischen Klimaeinflüsse und die günstige Verkehrslage im Hin-
blick auf den Ballungsraum des Wiener Beckens beförderten die Intensivierung
der Betriebe im Alpenvorland. Im Produktionsgebiet östliches Flach- und Hügelland
mit stark pannonischem Klimaeinfluss und Großstadtnähe machten die Dauer-
futterflächen dem Feldfutterbau Platz. In den besseren Lagen gewann der Hack-
fruchtbau an Einfluss, und in den Gunstlagen wurde Weinbau betrieben. Etwa je
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Schlachtfelder
- Untertitel
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Autor
- Ernst Langthaler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 948
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937