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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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68 Anatomie eines „lebenden Organismus“ prägt  –, sondern in den zum Ökotypus Getreidebau gehörigen Hackfrucht- und Getreidewirtschaften des Alpenvor-, Flach- und Hügellandes registriert (Tabelle 2.6). Auch wenn das ursprüngliche Ökotypen-Modell an den Betriebstypen der Buchführungsstatistik an Grenzen stößt, vermag es in modifizierter Form die Ar- rangements von Kulturpflanzen, Nutzvieh und Arbeitskräften zu erhellen. Ander- weitig aggregierte Daten, etwa die Hofkartenstatistik, führen auf unserer Feldbe- gehung weiter. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte Was die Hofkartenstatistik von den Betriebszählungs- und Buchführungsergeb- nissen unterschied, waren vor allem der Erfassungsgrad der Gesamtheit der Be- triebe und die Art der Aggregation der einzelnen Betriebsdaten. Erstens erfasste die Hofkarte  – wie die Betriebszählung  – alle Landwirtschaftsbetriebe ab einer bestimmten Mindestgröße : In der Regel lag diese bei fünf Hektar landwirtschaft- licher Nutzfläche ; eine Ausnahme bestand für Weinbaubetriebe mit mindestens 0,28 Hektar Rebfläche, die bereits ab zwei Hektar landwirtschaftlicher Nutzflä- che erfasst wurden. Folglich wurde die Masse der Zwerg- und Kleinbauernbe- triebe unter fünf Hektar Betriebsfläche, die in Niederdonau 1939 mehr als die Hälfte aller Betriebe umfassten,84 im Großteil des Reichsgaues nicht oder, in den Weinbaugebieten, nur zum Teil erfasst. Insgesamt erfasste die Hofkarte 1939 47 Prozent aller Betriebe, 67 Prozent der Betriebsfläche, 47 Prozent der Waldfläche und 80 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Niederdonaus.85 Neben der pragmatischen Überlegung, den Verwaltungsaufwand in Grenzen zu halten, folgte diese Entscheidung einer grundsätzlichen Sichtweise : Laut Wilfried Kahler, dem zuständigen Abteilungsleiter in der Landesbauernschaft Donauland, sollten al- lein die „bäuerlichen Betriebsformen als der tragende Teil der Landwirtschaft“86 berücksichtigt werden ; in diesem Sinn galten die nicht vollbäuerlichen Betriebe, die zahlenmäßig überwogen, als nicht tragendes Beiwerk. Zweitens wurden die Betriebsdaten nicht nach Verwaltungseinheiten, sondern  – wie die Buchführungs- ergebnisse  – nach Produktionsgebieten aggregiert. Darüber hob sich die Hofkar- tenstatistik des Reichsnährstandes von der amtlichen Betriebszählungsstatistik ab, denn „ihre Aufgliederung nach politischen Kreisen verwischt oft scharf un- terschiedene Eigenarten landwirtschaftlicher Gebiete“.87 Die Entscheidung, land- wirtschaftliche Produktionsgebiete zu konstruieren, folgte aus der agrarpolitischen Steuerungsfunktion der Hofkartenstatistik, die als „wesentliches Hilfsmittel der Wirtschaftslenkung“ galt ; sie sollte weniger wissenschaftlichen Anforderungen, als vielmehr dem „Bedürfnis der landwirtschaftlichen Praxis“ dienen.88
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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