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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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371Zusammenfassung extensivierender Abstockung (1C) oder Abwirtschaften und intensivierender Auf- stockung (3A) oder Aufwirtschaften. Ochsenbauern, Kleinbauern-, Arbeiterbauern- und Weinhauerfamilien tendierten zum Aufrechterhalten des Arbeitskräftebestan- des, verbunden mit Extensivierungen oder Intensivierungen (2A, 2B und 2C) ; sie standen für den Stil des Weitermachens. Freilich lassen sich die Landwirtschaftsstile der (unter-)bäuerlichen Betriebe nicht auf die Arbeitskräftenutzung reduzieren ; wie das vorige Kapitel dieses Buches liefern auch die folgenden dazu weitere Merk- male. 4.6 Zusammenfassung Das Feld der Landarbeit zeigt eine deutliche Gewichtsverlagerung vom Markt zum Staat als zentralem Akteur der Ressourcenverteilung ; dies kam auch im amtlichen Sprachgebrauch  – „Arbeitseinsatz“ statt „Arbeitsmarkt“  – zum Ausdruck (Abbil- dung 4.19). Das Leitmotiv des Apparats der staatlichen Arbeitseinsatzverwaltung, die das Land mit einem Netz von Arbeitsämtern überzog, bildete die „Menschen- ökonomie“, der bevölkerungs- und wirtschaftspolitisch optimale Einsatz von ‚Hu- mankapital‘. Zunächst suchte die Arbeitseinsatzverwaltung die 1938/39 erhebli- che  – wenn auch in der massenmedialen Debatte überschätzte  – „Landflucht“ von Landarbeitskräften mittels Beschränkungen des Arbeitsplatzwechsels einzudäm- men ; zudem sollten im Zuge der Dienstpflicht und des „Landjahres“ für weibliche Jugendliche zusätzliche Arbeitskräfte aus dem Inland für die Landwirtschaft mo- bilisiert werden. Doch als deutsche Staatsbürger/-innen konnten sich die Betrof- fenen diesen Zwängen vielfach auf formellem oder informellem Weg entziehen ; daher kann diesbezüglich kaum von „Zwangsarbeit“ gesprochen werden. Nach Nationalität, Rechtsstatus und Geschlecht abgestufte Zwangsarbeitsver- hältnisse kennzeichneten hingegen jene ausländischen Staatsangehörigen, die von Kriegsbeginn 1939 an im Zuge des „Herrschaftskompromisses“ zwischen Kriegs- wirtschaft und Rassenideologie als Kriegsgefangene, Zivilarbeiter/-innen oder „ungarische Juden“ zur Landarbeit im Deutschen Reich gebracht wurden. Die Arbeitsämter verteilten die in den besetzten Gebieten West-, Südost- und Ost- europas rekrutierten Zwangsarbeiter/-innen vorrangig nach ökonomischen Effi- zienz-, aber auch nach außerökonomischen Kriterien. Die Zwangsarbeiter/-innen fielen zunächst sowohl aus den informellen Patron-Klient-Beziehungen  – die etwa die Taglohn- und Gesindearbeit von Ortsansässigen kennzeichneten  – als auch aus den formellen Arbeitsvertragsbeziehungen  – die etwa für in- und ausländi- sche Saisonarbeiter/-innen galten  – heraus. Nach der oft als traumatisch erlebten Rekrutierung und Zuweisung an die Dienstgeber/-innen fächerten sich im Lauf
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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