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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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404 Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ Entschuldung und Aufbau der österreichischen Landwirtschaft lautet der Titel eines 1953 erschienenen Büchleins über die Tätigkeit der Landstellen auf dem Gebiet Ostmark.81 Die Landstellen, die zunächst dem Landwirtschaftsministerium unter- stellt waren und ab 1940 den Behörden des jeweiligen Reichsstatthalters an- und diesen 1943 eingegliedert wurden, führten die Entschuldungs- und Aufbauaktion der Landwirtschaft durch.82 Darüber hinaus setzten sie auch die 1934 von der österreichischen Bundesregierung eingeleitete Bergbauernhilfe fort.83 Während Aufbau- und Bergbauernhilfsaktion die „innere Verschuldung“  – die Schäden am Betriebskapital  – zu beheben trachteten, zielte die Entschuldungsverordnung von 1938 auf die Behebung der „äußeren Verschuldung“ :84 „Ziel des Entschuldungs- verfahrens ist eine Regelung der Schulden, die es dem Betriebsinhaber bei ord- nungsgemäßer Wirtschaftsführung ermöglicht, nach Bestreitung der Kosten ein- facher Lebenshaltung und Berücksichtigung der laufenden öffentlichen Lasten die verbleibenden Schulden zu verzinsen und zu tilgen.“85 August Lombar, der Autor des Buches, lässt keinen Zweifel daran, dass sich die Landstellen bei der Durchführung dieser weitreichenden Aufgaben „außerordent- lich bewährt“ hätten. „Trotz des Personalmangels und der kriegsbedingten Schwie- rigkeiten“ hätten sie „nicht nur die Entschuldung vollständig durchgeführt, son- dern auch auf dem Gebiete des Betriebsaufbaues einschließlich der Bergbauernhilfe beachtliche Leistungen erzielt.“86 Auf diese Weise bewirkten sie die „erfolgreiche Lösung eines agrarpolitischen Problems von weittragender Bedeutung, das über ein halbes Jahrhundert hindurch in der Wissenschaft und Praxis immer wieder Gegen- stand lebhafter Erörterung gewesen ist“.87 Lombar nimmt in seiner Ausführungen den Standpunkt eines unparteiischen Experten ein ; er möchte die Entschuldungs- und Aufbauaktion beschreiben, damit „die getroffenen Maßnahmen in richtigem Lichte erscheinen und entsprechend beurteilt werden können“.88 Ein Experte auf dem Gebiet der Agrarpolitik war er zweifellos ; allerdings bestehen erhebliche Zwei- fel an seiner Unparteilichkeit. Was sein Nachkriegsopus verschweigt, offenbaren die von ihm gezeichneten Akten aus der NS-Ära : Lombar war zunächst Leiter der Rechtsabteilung und stellvertretender Leiter der Landstelle Wien, der größten der acht Landstellen auf dem Gebiet der Ostmark ; 1943 schien er bereits als Leiter der Landstelle als Unterabteilung IV f des Reichsstatthalters Niederdonau auf.89 Vor diesem Hintergrund verblasst der Anschein einer unparteiischen Beschreibung ; hier schreibt einer, der Partei ergreift für den beschriebenen Gegenstand. Der parteiische Standpunkt Lombars wurde in der Geschichtsforschung lange teils unhinterfragt übernommen, teils unwidersprochen hingenommen. Die von ihm 1953 formulierte Sicht  – die Entschuldungs- und Aufbauaktion hätten die
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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