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Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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506 Das „Landvolk“ und seine Meister Während das landwirtschaftliche Bildungswesen die Landarbeiter/-innen und den bäuerlichen Nachwuchs charakterlich und fachlich zu formen trachtete, rich- tete sich die Wirtschaftsberatung auf die aktuell tätigen Betriebsleiter/-innen ; laut Anordnung des Reichsbauernführers von 1937 diente sie dem „Ziel der Erfas- sung des letzten Hofs“.63 Die Wirtschaftsberatung war mit dem Schulwesen eng verbunden : Jede Landwirtschaftsschule war zugleich Wirtschaftsberatungsstelle, der Direktor zugleich Beratungsleiter. Die Wirtschaftsberatung gliederte sich nach den Formen in die Massen- und Einzelberatung, nach den Inhalten in die allgemeine und Spezialberatung. Die Massenberatung erfolgte im persönlichen Kontakt über Vorträge, Begehungen und Kurse, aber auch über das Medium der Druckschriften, etwa das Wochenblatt der Landesbauernschaft für das bäuerliche Publikum und die Wiener Landwirtschaftliche Zeitung für die akademisch geschulte Leserschaft. Die Einzelberatung oblag den regionalen Wirtschaftsberatern und -beraterinnen und ihren lokalen Hilfskräften, den Hofberatern ; diese konnten sich auf einschlägige Anleitungen, etwa das Taschenbuch für Wirtschaftsberater,64 und die Hofkarte als Informationsgrundlage stützen.65 Die Notwendigkeit einer organi- sierten Wirtschaftsberatung lag auf der Hand : „Insbesondere die Notwendigkei- ten der Erzeugungsschlacht als einer forcierten Produktionssteigerung auf allen Gebieten der Landwirtschaft erforderten einen starken Ausbau aller Maßnahmen, die dazu dienen, den landwirtschaftlichen Betriebsleitern nicht nur das ‚Was‘ der Mehrerzeugung nahezubringen, sondern auch das ‚Wie‘ an sie heranzutragen.“66 Doch wie stellten sich das Was und das Wie für die an das Deutsche Reich ange- schlossene ostmärkische Landwirtschaft dar ? Genauer, welcher Zielrichtung sollte die Agrarentwicklung in der Ostmark folgen und mit welchen Mitteln konnte dies unter den Bedingungen des „totalen Krieges“ erreicht werden ? 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ Um diese Frage zu beantworten, folgen wir den Spuren zweier agronomischer Vor- denker, eines „altreichsdeutschen“ und eines „ostmärkischen“. Im Unterschied zu den meisten Expertenstimmen, die in der Aufbruchsstimmung der ersten Jahre nach dem „Anschluss“ laut wurden, betrieben beide im amtlichen Auftrag anwendungs- bezogene Grundlagenforschung zum „Aufbau“ der ostmärkischen Landwirtschaft. Dabei gingen sie regional oder betriebstypisch differenzierend vor. Zudem dürfte die planerische Tätigkeit parallel und weitgehend unabhängig voneinander erfolgt sein ; beide Studien wurden etwa zeitgleich publiziert und nichts deutet auf eine Kooperation hin. Walter Lechler, als preußischer Generallandschaftsdirektor mit den Problemen regionaler Kredit- und Agrarpolitik bestens vertraut,67 publizierte
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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