Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Seite - 102 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 102 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945

Bild der Seite - 102 -

Bild der Seite - 102 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945

Text der Seite - 102 -

102 Anatomie eines „lebenden Organismus“ traditionell als Heim- und Fabriksarbeit betrieben wurde.146 Dabei handelte es sich durchwegs um Zwerg- und Kleinbetriebe mit hackfruchtwirtschaftlichem Schwerpunkt ; auch hier bot der Kartoffelbau den Familien der Kleinhäusler/-in- nen eine wichtige Existenzgrundlage. Auch selbstständige Gewerbetreibende wie Schuhmacher, Tischler oder Schmiede nannten meist Hackfruchtwirtschaften mit weniger als fünf Hektar ihr Eigen. Nur ausnahmsweise, etwa bei Gasthäusern, war Landbesitz über fünf Hektar in überdurchschnittlichem Ausmaß mit Nebener- werbsbetrieben verbunden. Alles in allem werden in den drei Untersuchungsregio- nen die Konturen unterschiedlicher Erwerbsprofile fassbar : In der Region Matzen dominierte der landwirtschaftliche Haupterwerb, verbunden mit wechselseitigen Arbeitsleistungen von Kleinhäusler- und Bauernbetrieben. Für die Region Mank war das Nebeneinander von landwirtschaftlichem und gewerblich-selbstständigem Haupterwerb charakteristisch. Die Region Litschau war durch die von Lohnab- hängigen betriebene Nebenerwerbslandwirtschaft  – die „Arbeiterbauern“147  – ge- prägt. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens Auf der schrittweisen Abwendung von den Kategorien der amtlichen Agrarsta- tistik hin zum (unter-)bäuerlichen Wirtschaften haben wir Unterscheidungen zwischen mehr und weniger wichtigen Elementen von Agrarsystemen getroffen. Die amtliche Agrarstatistik trifft diese Unterscheidungen in ihrer Funktion als politisch-ökonomisches Machtdispositiv im Vorhinein ;148 genau genommen las- sen sich derartige Unterscheidungen aber erst im Nachhinein treffen, erst nach der Erkundung von Richtung und Stärke aller Beziehungen. Betrachten wir daher die elf Agrarsystem-Merkmale  – Gemeinde, Betriebsgröße und -typ, Arbeits-, Vieh- und Maschinenintensität, Familien-, Gesinde- und Taglöhneranteil, V/A-Quoti- ent und Haupterwerbszweig  – für die Gesamtheit der 1.552 Betriebe in den drei Untersuchungsregionen in ihren Wechselbeziehungen. Dabei werden die Betriebe entsprechend der (Un-)Ähnlichkeiten ihrer Merkmalsausprägungen im mehrdi- mensionalen Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens angeordnet. Da die ersten beiden Raumdimensionen zusammen bereits fast zwei Drittel (63 Prozent) der Gesamtstreuung abdecken, bleiben die weiteren außer Betracht. Die einzelnen Merkmale tragen in unterschiedlichen Maßen zur Raumkonst- ruktion bei. Zur ersten Dimension, die rund die Hälfte (51 Prozent) der Gesamt- streuung abdeckt, leistet die Betriebsgröße den höchsten Beitrag ; dahinter folgen Maschinenintensität, Familienanteil, Arbeitsintensität und Taglöhneranteil. Für die zweite Dimension, die etwa ein Achtel (12 Prozent) der Gesamtstreuung ab-
zurück zum  Buch Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945"
Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Schlachtfelder