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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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534 Das „Landvolk“ und seine Meister der auf der Bühne des Bauernschwanks auftretende „Meckerer“  – entgegen der Re- gieanweisung  – die inszenierte Gemeinschaft von Führung und „Landvolk“. Nach zwei weiteren Folgen verschwand die Kolumne sang- und klanglos aus dem Wochenblatt. In diesem Fall bildeten Information, Mitteilung und Verstehen keine Einheit, sondern standen zueinander im Widerspruch ; damit stand aber auch der angepeilte Erfolg, die Vertrauensbindung des „Landvolks“ an die Führung, in Frage. Die Einstellung der Kolumne war Teil der Lösung dieses Verständigungs- problems ; durch Schweigen sollte das außer Kontrolle geratene Gerede verstum- men. Auf diese Weise sollte den „Meckerern“, mit deren Unmut die Redaktion konfrontiert worden war, der Wind aus den Segeln genommen werden. An diesem außergewöhnlichen Normalfall wird die Ambivalenz der Medialisierung  – das Ge- wicht der Medienrezeption gegenüber der Medienproduktion  – deutlich : Selbst in einem totalitären System wie dem Nationalsozialismus besaß die „gleichgeschal- tete“ Presse keine Deutungsallmacht ; den Sinn einer Botschaft verhandelten die Leser/-innen als „aktives Publikum“163 vor ihren lebensweltlichen Horizonten über weite Strecken mit, freilich stets gebunden an die Möglichkeiten und Grenzen des Mediendiskurses. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort Neben der medialen Massenberatung, etwa über das Wochenblatt, suchte das ag- ronomische Wissenssystem während der NS-Ära auch im persönlichen Kontakt mit einzelnen Betriebsleitern und -leiterinnen, die Wirtschaftsberatung in den bäuerlichen Alltagswelten zu verankern. Zu den wichtigsten Vermittlungsinstan- zen der Einzelberatung im Spannungsfeld von Experten- und Erfahrungswissen zählten die Wirtschaftsberatungsstellen in den Landkreisen. Im Oktober 1940 zog die Landesbauernschaft Donauland ihre Wirtschaftsberater zu einem einwöchigen Beratungslehrgang in Bad Aussee zusammen. Die Tagung diente nicht nur zur Vermittlung fachlicher Erkenntnisse ; es sollte auch, vor der malerischen Land- schaftskulisse der Seen, Berge und Dörfer des Salzkammerguts und durch Lieder, Tänze und Trachten folkloristisch gerahmt,164 der Korpsgeist der Wirtschaftsbe- rater gestärkt werden. Es sei beabsichtigt, so Ernst Feichtinger, Leiter der Landes- hauptabteilung II („Der Hof“), „neben der fachlichen Fortbildung und der einheit- lichen Ausrichtung das Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Kameradschaft voll zum Klingen zu bringen und die Tage des Beisammenseins herauszuheben aus der Kleinarbeit und aus den Sorgen des Alltags“.165 An den Beiträgen der Tagung lassen sich die Schwerpunkte der Fortbildung ablesen.166 Feichtinger sprach in seinem Einleitungsvortrag über Programm und
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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