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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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5. DIE ABGEBROCHENE „DORFAUFRÜSTUNG“ Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? Wer den Donauländischen Bauernkalender 1943 aufblättert, dem bietet sich ein scharfer Kontrast (Abbildung 5.1) : Auf der Titelseite prangt zwischen der Über- schrift am oberen und dem Verweis auf Herausgeber und Verleger am unteren Seitenrand, durch bräunliche Färbung hervorgehoben, das Signet des Reichsnähr- standes mit Reichsadler, der „Blut und Boden“-Formel und dem mit Eichenlaub, Schwert und Ähre drapierten Hakenkreuz ; es ist Teil eines in derselben Signalfarbe gehaltenen Stilllebens, das landwirtschaftliche Handwerkzeuge  – Sense, Dresch- flegel, Rechen, Spaten, Heugabel und Sichel  – sowie Erntefrüchte wie Kartoffeln, Weintrauben, Getreide, Obst und Gemüse als symmetrisch geordnetes Ensemble präsentiert. Auf der gegenüberliegenden Umschlaginnenseite kündigt der in klo- bigen Buchstaben gehaltene Firmenname Lanz das Werbeinserat eines Landma- schinenerzeugers  – „Europas größte[r] Landmaschinenfabrik“  – an. Das Gegenge- wicht zum Firmennamen am oberen Seitenrand bildet die Illustration eines Lanz Bulldog, eines gummibereiften Schleppers, ohne Fahrer am unteren Seitenrand. Dazwischen erstreckt sich eine Bildserie, die den Einsatz verschiedener Land- maschinen  – neben dem Traktor weitere „wirkungsvolle Helfer“ des Bauern wie Dreschmaschinen, Strohpressen und Bindemäher  – auf dem Feld illustriert. Das Bildporträt mechanisierter Landwirtschaft wird im Beitext präzisiert : Der Her- steller habe sich „zum Ziel gesetzt, stets dem Fortschritt zu dienen und seine ganze Leistungsfähigkeit eingesetzt, um Lanz-Maschinen noch besser, noch billiger, noch leistungsfähiger zu gestalten [Hervorhebung im Original]“.1 Dieses Kontrastbild  – ländliche Beschaulichkeit auf der einen, hektische „Erzeugungsschlacht“ auf der anderen Seite  – lässt zwei unterschiedliche Lesarten über das Verhältnis von Tra- dition und Moderne zu : Standen sie im Gegensatz zueinander  – hier der auf das ‚gute, alte‘ Landleben zurückgreifende Reichsnährstand, dort die dem technischen „Fortschritt“ huldigende Landmaschinenindustrie  –, oder ergänzten oder, mehr noch, bedingten traditionelle und moderne Bezüge einander ? Die Frage, die dieses  – für die massenmediale Repräsentation von Landtech- nik in der NS-Ära symptomatische  – Kontrastbild aufwirft, hat nicht nur in der Geschichtsforschung,2 sondern auch im zeitgenössischen (Agrar-)Technikdiskurs3 verschiedene Antworten gefunden. Die Geister schieden sich etwa in der deut- schen Agrarökonomie daran, wie die „Leistung“ der Landwirtschaft zu bemessen sei. Die Frontstellung verlief zwischen Wortführern, die eine hohe Bodenproduk-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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