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298 „Menschenökonomie“ unter Zwang
gedeckt als der grünland- und forstwirtschaftliche Kräftebedarf. Augenfällig war
dieser Zusammenhang im Arbeitsamtsbezirk Gän sern dorf, dessen Nationalitäten-
Proportionen im April, Mai und Juni 1943 sowie im März und Mai 1944 Spitzen-
werte erreichten. Einmal mehr zeigt sich die Koppelung der „Einsatzlenkung“ mit
dem regionalen und saisonalen Arbeitskräftebedarf : In der Regel lenkten die Ar-
beitsämter die ausländischen Arbeitskräfte in den arbeitsintensiven Perioden vor
allem in die östlichen Intensivgebiete, vor allem in die „Kornkammer“ des March-
feldes. Eine Ausnahme stellte der Einsatz der IMI im Oktober 1943 dar, von dem
die extensiveren Agrarregionen im Westen Niederdonaus profitierten
4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld145
Die Vorstellung einer zentral gesteuerten „Menschenökonomie“, die in den Schalt-
zentralen der Arbeitseinsatzbehörden Sinn stiftete, wird dem alltäglichen „Arbeits-
einsatz“ nicht gerecht. Nicht allein der Durchgriff der „Einsatzlenkung“, sondern
auch die Auflösung der Zentralmacht in vielfältige Machtbeziehungen kennzeich-
Abbildung 4.13 : „Einsatzlenkung“ in der Land- und Forstwirtschaft in vier
Arbeitsamtsbezirken in Niederdonau 1941–1944
Quelle : eigene Berechnungen nach Arbeitseinsatz Wien-Niederdonau 2/3/1943–8/1943 ; Arbeitsein-
satz Niederdonau NF 1/1943–7/1944. 0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
7.000
8.000
9.000
10.000
0
200
400
600
800
1.000
1.200
Personenzahl Gmünd
Personenzahl Gänserndorf
Personenzahl Znaim
Personenzahl Amstetten
Nationalitäten-Proportion Amstetten
Nationalitäten-Proportion Znaim
Nationalitäten-Proportion Gänserndorf
Nationalitäten-Proportion Gmünd
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Schlachtfelder
- Untertitel
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Autor
- Ernst Langthaler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 948
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937