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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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3. „ENTJUDETE“ GÜTER, „DEUTSCHE“ BAUERNHÖFE Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher Bauernbesitz gewinnt den Volkstumskampf, betitelte die Nationalsozialistische Land- post, das parteiamtliche Organ des Amtes für Agrarpolitik der NSDAP, im Juli 1939 einen Artikel über die Landbesitzverhältnisse im Marchfeld, der Ebene im Nordosten Wiens. Wie in einem Brennglas bündeln sich darin die Stränge des nationalsozialistischen Diskurses über Grundbesitz : „Nur der besitzt den Boden, der ihn wirklich bebaut. In der Geschichte finden wir viele Beweise für die Wahrheit dieses Wortes, das eine Bestätigung für die Schaffung und den Schutz eines starken Bauerntums ist, das gesund und kräftig auf seinem Hof sitzt und die Gewähr dafür bietet, daß dieses Land, das es beackert, auch wirklich der Volksgemeinschaft erhalten bleibt. Die gegenteiligen Beweise zeigt uns der Ablauf der Geschichte in den Ostseeländern, die mehr oder weniger verloren gingen, weil dort nicht der Bauer das Land bebaute, sondern eine dünne Herrenschicht es besaß. Eine vergangene Zeit, die den Boden als Ware betrachtete, hat in diese hochpoliti- schen Erkenntnisse eine Bresche geschlagen, und heute sehen wir in manchen Teilen, vor allem in der neu zu uns gekommenen Ostmark, eine Entwicklung, die, da sie meist das Grenzland einbezieht, auch aus nationalpolitischen Gründen unerträglich ist. Ein typisches Beispiel dafür ist das Marchfeld […].“1 Das Marchfeld dient in diesem Artikel als Bühne, auf der das Große  – der „Staats- gedanke von Blut und Boden“2  – im Kleinen in Szene gesetzt wird. Zwei gegen- läufige Szenarien werden dem Publikum vor Augen geführt : die Verwurzelung des „Bauerntums“ mit der Scholle im Westen des „deutschen Lebensraumes“ und dessen Entwurzelung durch eine landbesitzende, sich auf Lohnarbeit stüt- zende „Herrenschicht“ im Osten. Beide Szenarien gewinnen ihre Dramatik aus der gedanklichen Verknüpfung von „Volkstum“ und Grundbesitz  – von „Blut“ und „Boden“  – als Triebfeder eines existenziellen Kampfes : Im ersten Fall erweist sich das bodenständige „Bauerntum“ als Bastion der eigenen „Volksgemeinschaft“ ; im zweiten Fall folgt der Gebietsverlust aus der Schwächung durch eine „volksfremde“ Grundbesitzerelite und Landarbeiterschaft. Das Marchfeld wird zunächst zur Bühne, auf der sich das negative Szenario unerbittlich Bahn bricht. Der „Volkstumskampf“ auf dem Marchfeld erscheint als Überlebenskampf zwischen dem „Deutschtum“ und „Judentum“, in dessen Ge-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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