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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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7. ORDNUNG UND CHAOS DES MARKTES Manövrieren im Feld der Agrargüter 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung Eines der Dogmen der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik im Allgemeinen und der Agrarpolitik im Besonderen lautete, die „Unordnung“ des freien Mark- tes durch die Ordnung des regulierten Marktes zu ersetzen.1 Die populär auf- gemachte Broschüre Landvolk und Landwirtschaft im Grossdeutschen Reich fasste dies in die Metapher eines reißenden Stromes  – der „ungeordneten liberalistischen Wirtschaft“  –, der durch ein System von Schleusen, Kanälen und Staudämmen  – die „geordnete nationalsozialistische Wirtschaft“  – gebändigt werden müsse (Ab- bildung 7.1).2 Dieser Glaubensgrundsatz speiste sich teils aus der Erfahrung der wirtschaftlich turbulenten Kriegs- und Nachkriegsära, teils aus deren Überspit- zung im populären Diskurs zur „Chaoszeit“.3 Charakteristisch für die staatliche Marktregulierung in der Ostmark war die fast gleichzeitige Einführung der frie- densmäßigen Marktordnung und der kriegsbedingten Bewirtschaftung. Die or- ganisatorische Basis beider Regulative bot der Reichsnährstand.4 Die Etablierung des NS-Regimes in Österreich 1938 eröffnete, ähnlich wie jene des austrofaschisti- schen Regimes 1933/34,5 eine Debatte über Form und Inhalt des Korporativismus im Agrarbereich. Zwar stand für die NS-Eliten außer Frage, dass der seit 1933 im „Altreich“ bestehende Reichsnährstand das vorangegangene „System“ mit seiner „vollkommen willkürliche[n] Personalpolitik“  – repräsentiert durch Josef Reither, Leopold Figl und andere katholisch-konservative Agrareliten  – in der Ostmark er- setzen sollte. Doch waren damit zusammenhängende Fragen, etwa die Grenzen der Landesbauernschaften, zunächst unentschieden. Weder die  – erst 1942 nachträg- lich gebildeten  – Landesbauernschaften nach den Gaugrenzen, noch die  – von ös- terreichischen Nationalsozialisten favorisierte  – „Landesbauernschaft Österreich“, sondern die Landesbauernschaften Donauland, Alpenland und Südmark wurden 1938 eingerichtet.6 Bei der Eingliederung des österreichischen Agrarsektors in den Reichsnährstand konnten die NS-Experten einerseits an das bestehende Netzwerk landwirtschaftlicher Organisationen  – die entweder eingegliedert, angeschlossen oder aufgelöst wurden  –,7 andererseits an die seit 1931 im Rahmen des „agrari- schen Kurses“ geschaffenen Marktordnungsinstrumente anknüpfen.8 Bei der Besetzung leitender Positionen kamen, zur Enttäuschung „ostmärki- scher“ Bewerber, in vielen Fällen Experten aus dem „Altreich“ zum Zug.9 Doch an der Spitze der Landesbauernschaft Donauland, die die Reichsgaue Niederdonau,
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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