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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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187Verbäuerlichung durch „Entjudung neten sich durch hohe Anteile „arisierter“ Fälle aus. Andererseits zählten dazu Zwettl, Horn und Waidhofen an der Thaya, drei zusammenhängende Kreise in der Nähe des Truppenübungsplatzes Döllersheim sowie der Reichsgrenze zum Zeitpunkt des „Anschlusses“, mit hohen Anteilen „arisierter“ Flächen. Die Prob- lemzonen mit ungünstigen Betriebsgrößenverteilungen im Hinblick auf die Erbho- fanlegung umfassten die südmährischen Kreise Nikolsburg und Znaim sowie die ehemals burgenländischen Kreise Eisenstadt und Oberpullendorf. Hier lagen die Erbhofgrößen am unteren Rand des Spektrums, was zweifellos mit der regionalen Verbreitung ertragsstarker Weinbau- und Hackfruchtwirtschaften zusammenhing. Zur Region mit unterdurchschnittlicher Erbhofdichte, aber überdurchschnittlicher Arisierungsquote zählten die Kreise Wiener Neustadt, Baden, Mistelbach und Krems. Da die Kreise Baden und Wiener Neustadt auch Voralpengebiete einschlos- sen, lagen dort die Erbhofgrößen über dem Durchschnitt. Das gegenteilige Bild zeigten die Kreise St. Pölten, Melk und Scheibbs ; hier gingen überdurchschnittli- che Erbhofdichten mit weit unter dem Durchschnitt liegenden Arisierungsquoten einher. In beiden bodenpolitischen Mittellagen wurden die Erbhofdichten durch die Verteilungen der Betriebsgrößen  – in ersterem negativ, in letzterem positiv  – beeinflusst. Einen Sonderfall stellte der südmährische Kreis Neubistritz mit seinen Ende 1941 noch nicht „arisierten“ Großgrundbesitzungen dar (Tabelle 3.3). Zwei Hotspots der nationalsozialistischen Bodenpolitik in Niederdonau, die Muster- kreise Gän sern dorf und Horn, versprechen genauere Aufschlüsse zur Praxis von „Arisierung“ und Erbhofbildung. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ Die Arbeitsgemeinschaft „Marchfeld“ der Wiener Deutschen Studentenschaft hatte ihr Untersuchungsfeld trefflich gewählt. Der Landkreis Gän sern dorf lag hinsichtlich des Wertes land- und forstwirtschaftlicher Liegenschaften im Be- sitz jüdischer Personen mit 5,9 Millionen Reichsmark an der Spitze Niederdo- naus ; hier war der behauptete „völkische Bodenverlust“ am augenscheinlichsten. Der nicht ganz vollständigen151 Übersicht der Oberen Siedlungsbehörde über die „Arisierung“ in Niederdonau von Ende 1941 zufolge konzentrierten sich die bereits abgeschlossenen Verfahren in den Gemeinden des Marchfeldes im Süden des Kreises ; nur vereinzelt waren im nördlich anschließenden Weinviertel „end- judete“ Liegenschaften zu finden (Abbildung 3.6). Das Spektrum der „arisierten“ Werte  – insgesamt über sieben Millionen Reichsmark oder knapp 4.200 Hektar Land  – war enorm : Die erheblich unter dem tatsächlichen Wert liegenden Kauf- preise reichten von 700 Reichsmark für eine 0,9 Hektar große Parzelle von Fritz
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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