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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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55Höfe im Fokus der Buchführung meist mit Daten auf hohem Aggregationsniveau ; komplexere Aussagen erfordern anderweitig aggregierte Daten, wie sie etwa Buchführungsergebnisse bieten. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung Die landwirtschaftlichen Buchführungsergebnisse für Niederösterreich 1937 folg- ten anderen Konstruktionsregeln als die reichsdeutsche Betriebszählung 1939 : Nicht die Gesamtheit, sondern nur einige Hundert durchwegs mittel- oder groß- bäuerliche Betriebe wurden erfasst ; die Datenerhebungen erfolgten nicht durch amtliche Zählorgane, sondern durch jene Betriebsbesitzer, die der Buchstelle der Landes-Landwirtschaftskammer entsprechende Aufzeichnungen zur Verfügung stellten ; vor allem aber war die Bemessung von Bodennutzung, Viehbesatz, Ar- beitskräfteverfassung und anderen Merkmalen nicht der eigentliche Zweck der Erhebung, sondern nur Mittel zur Berechnung der betrieblichen Rentabilität. Die Logik der Rentabilitätsberechnung wurde von liberalen Agrarwissenschaftern des 19. Jahrhunderts, vor allem Albrecht Daniel Thaer und Johann Heinrich von Thü- nen, ausformuliert. Als Maß für die Rentabilität eines Landwirtschaftsbetriebs werteten sie den Reinertrag ; diesen galt es, im Sinn der „rationellen“ Landwirt- schaft, durch Optimierung der Betriebsorganisation zu maximieren.65 Mit der Verdichtung des Netzes agrarwissenschaftlicher Forschungs- und Lehranstalten sowie der Gründung landwirtschaftlicher Massenorganisationen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts verbreitete sich die Buchführungstechnik jenseits der akademischen Grenzen. Internationalen Einfluss erlangten die Rentabilitäts- erhebungen des 1898 gegründeten Schweizerischen Bauernsekretariats unter der Leitung von Ernst Laur, nach dessen Vorbild in vielen Staaten Europas landwirt- schaftliche Buchstellen eingerichtet wurden.66 In Österreich etablierte vor allem die 1922 gegründete niederösterreichische Landes-Landwirtschaftskammer67 die Rentabilitätserhebung als politisch-ökono- misches Machtdispositiv. Nach unten hin, in der Beratung der Zwangsmitglie- der, warb die kammereigene Buchstelle über das feinmaschige Organisationsnetz Betriebsbesitzer für die Buchführung an, organisierte entsprechende Kurse und stellte in Veröffentlichungen agrarökonomische Rentabilitätsstandards auf. Nach oben hin, in der Interessenvertretung auf Landes- und Bundesebene, diente die Buchführungsstatistik den Landwirtschaftskammern als agrarpolitische Argu- mentationsgrundlage.68 Denk- und handlungsleitend war dabei die Vorstellung eines übergreifenden, aus Einzelbetrieben aggregierten ‚Meta-Betriebes’ als Be- zugspunkt agrarpolitischer Regulierung. Entsprechend erläuterte Anton Steden als Unterrichtsreferent der niederösterreichischen Landes-Landwirtschaftskam-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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