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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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65Höfe im Fokus der Buchführung den Gunstlagen des östlichen Flach- und Hügellandes kaum anzutreffen ; auch hier herrschte noch die verbesserte Dreifelderwirtschaft mit Betonung des Feld- futter- und Rübenbaus auf Kosten des Sommergetreides vor. In den Getreidewirt- schaften nahm das Getreide, hier vor allem Weizen und Gerste, etwa zwei Drittel des Ackers ein ; in den Hackfruchtwirtschaften trat der Kartoffel-, Futter- und Zuckerrübenanbau stärker hervor. Ähnliche Anbauverhältnisse auf dem Ackerland zeigten auch die Betriebe in den Weinbauzonen  – mit Ausnahme der Weinbaube- triebe mit ihrem erhöhten Feldfutterbau.82 Damit treffen wir auf das letzte Unter- scheidungsmerkmal der Betriebstypen, das Ausmaß des Weinbaus. Über den betriebseigenen Futteranbau und den Stallmistbedarf hingen Größe und Art des Grundbesitzes mit Größe und Art des Viehstandes zusammen. Zu- nächst fallen die unterschiedlichen Viehdichten, bezogen auf die landwirtschaft- liche Nutzfläche, auf : Die Werte lagen in den östlichen Trockenregionen am niedrigsten, im futterwüchsigen und verhältnismäßig ackerreichen Alpenvorland sowie in den günstiger gelegenen Getreidewirtschaften des Waldviertels mit etwa einer GVE pro Hektar am höchsten. Die Voralpenbetriebe mit ihren geringeren Ackerflächen und mageren Futterernten auf dem vielfach flachkrumigen und stei- nigen Dauergrünland erreichten diese Viehdichten ebenso wenig wie die ertrags- schwachen Futterwirtschaften des Waldviertels. Die Betriebe unterschieden sich zudem durch das verwendete Zugvieh, dessen Anteile am gesamten Viehbestand zwischen einem Sechstel in den Weinbauwirtschaften und einem Drittel in den Acker-Waldwirtschaften der Voralpen schwankten : Vorwiegend Pferdeanspan- nung betrieben die Ackerwirtschaften des östlichen Flach- und Hügellands und des Alpenvorlands ; Pferde- und Ochsenanspannung war für die Getreidewirt- schaften des Waldviertels und die Futterwirtschaften des Alpenvorlands kenn- zeichnend ; Ochsenanspannung dominierte in den Waldviertler Futterwirtschaften und den Voralpen. Als weiteres Unterscheidungsmerkmal dienen die Größenver- hältnisse der Bestände an Milchkühen und verschiedenen Arten von Jungrindern, die sich zu Viehwirtschaftstypen zusammenfassen lassen : Ein Extrem bildeten die Vollaufzuchtwirtschaften in den ausgesprochenen Zuchtgebieten des Wald- viertels und der Kalkalpen, in denen bei geringem Milchviehbesatz das anfallende Jungvieh zur Gänze nachgezüchtet wurde. Das andere Extrem war die teilweise Aufzucht- bis Abmelkwirtschaft in den Hackfrucht-, Hackfrucht-Weinbau- und Weinbauwirtschaften im Osten, wo das Milchvieh  – in den größeren Betrieben für die Milchvermarktung, in den kleineren Weinbauwirtschaften zur Eigenver- sorgung  – großteils zugekauft wurde. Dazwischen lagen die mit Kühen bestens ausgestatteten Futterwirtschaften des Alpenvorlands, die nur die notwendigsten Ergänzungen an Kalbinnen vornahmen und die schlechteren Grünlandlagen zur Ochsennachzucht heranzogen ; die Acker-Waldwirtschaften des Wechselgebiets
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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