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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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73Höfe im Fokus der Buchführung Milch- und Mastviehs, verursachte das ganze Jahr hindurch einen gleichbleiben- den Arbeitsaufwand. Daher waren hier, wie die hohen Anteile ständiger Fremd- arbeitskräfte zeigen, die Dienstboten eine wichtigste Arbeitskraftressource. Die durchschnittliche Arbeitsintensität ging mit einem überdurchschnittlichen Me- chanisierungsgrad einher. Die Betriebe des Wienerwaldes (E), die in der Buchfüh- rungsstatistik 1937 noch zum Produktionsgebiet Alpenvorland gezählt wurden, ähnelten in vielerlei Hinsicht jenen der Voralpen.103 Stand das östliche Flach- und Hügelland am einen Ende des Spektrums der Produktionsgebiete in Niederdonau und Wien, so befand sich das Alpengebiet (F) am anderen. Die Durchschnittsgröße der Betriebe lag an der Spitze aller Produkti- onsgebiete. Die Anteile der Nutz- an der Kulturfläche und der Acker- an der Nutz- fläche fielen hingegen am niedrigsten aus. Auch die Bodennutzungsintensität be- wegte sich, bedingt durch die ungünstigen Boden-, Klima- und Reliefbedingungen des Voralpenlandes, am unteren Ende des Spektrums. Die über dem Durchschnitt liegende Intensität der Viehhaltung war, wegen der bescheidenen Grünlanderträge, nur durch eine überdurchschnittliche Futterfläche zur Versorgung der anteilsmäßig herausragenden Rinderbestände zu halten. Die Betriebsgrößen fanden in höheren Durchschnittszahlen der Arbeitskräfte pro Hof ihren Ausdruck. Wie im Alpen- vorland und im Wienerwald traten auch hier, bedingt durch das Gewicht der Rin- derhaltung, die Anteile ständiger Dienstboten hervor. Die Arbeitsintensität auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche lag, angesichts der höheren Wiesen- und Wei- denanteile, unter dem Durchschnitt. Damit ging, abgesehen von den verbreiteten Dreschmaschinen, ein äußerst geringer Mechanisierungsgrad einher. Arbeit auf dem Bergbauernhof war, diesen Zahlen zufolge, noch weitgehend Handarbeit.104 Unter den Bedingungen für die regionale Ausprägung landwirtschaftlicher Pro- duktionsgebiete widmeten die Agrarraum-Konstrukteure der Landesbauernschaft Donauland ihre Aufmerksamkeit vorrangig den durch Relief, Boden und Klima bedingten „wildwachsenden Pflanzengesellschaften“, die als „Fingerzeig für die Lebensbedingungen der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen“105 galten. In den Be- ckenlandschaften des Pannonischen Flachlandes (A) herrschten aufgrund des groß- teils höchst fruchtbaren Bodens und des warm-trockenen, durch eine sommerliche Hitzewelle gekennzeichneten Klimas Pflanzen der pannonischen Vegetationsstufe (Schwarzföhre, Fingergras, Goldhafer usw.) als „Vorposten der pontischen Steppe“ vor. Auffällig sind dabei Einrichtungen zur Regelung des Wasserhaushalts : ober- irdisch eine Reihe von Schutzvorrichtungen gegen einen übermäßigen Wasser- verlust, unterirdisch tief in das wasserhältigere Erdreich vordringende Wurzeln. Durch einen raschen Wachstumsschub im Frühjahr wurde die Fruchtbildung meist schon vor der sommerlichen Trockenheit abgeschlossen. Dementsprechend schien das Produktionsgebiet vor allem für Getreide-, Wein- und Gemüsebau sowie Son-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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