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93Blicke
hinter das Hoftor
nenextensive Profil (=
>
<) in 53 Fällen oder 9 Prozent einen kleinbetrieblichen so-
wie futter-, hackfrucht- und getreidewirtschaftlichen Zuschnitt. Zwischen diesen
Polen rangierte das arbeits- und maschinenextensive Profil (< = <) mit 42 Fällen
oder 7 Prozent ; es umfasste überwiegend Klein- und Mittelbetriebe zwischen zwei
und zehn Hektar sowie Futter- und Hackfruchtwirtschaften. Kurz, in der Region
Mank lagen das Intensitätsideal des Reichsnährstandes und der auf den vorherr-
schenden Mittelbetrieben realisierte Arbeits-, Vieh- und Maschineneinsatz eng
beisammen.
Waren es in Matzen keine und in Mank viele Betriebe, die dem offiziellen In-
tensitätsprofil entsprachen, lassen sich in Litschau mit fünf Fällen oder 1 Prozent
nur wenige „Erfolgsbetriebe“ auffinden. Das regional vorherrschende Profil mit
80 Fällen oder 18 Prozent zeigte intensiven Arbeits- und Vieh- sowie extensiven
Maschineneinsatz (> > <) ; es beschränkte sich weitgehend auf Betriebe unter zwei
Hektar und Hackfruchtwirtschaften. Das verwandte viehintensive und maschi-
nenextensive Profil (= > <) mit 58 Fällen oder 13 Prozent wies eine ähnliche Grö-
ßen- und Betriebstypenverteilung auf. Dazu im Kontrast stand das arbeitsextensive
Profil (< = =) mit 54 Fällen oder 12 Prozent, das ausnahmslos Betriebe über fünf
Hektar sowie etwa je zur Hälfte Hackfrucht- und Futterwirtschaften umfasste.
Dazwischen rangierte das maschinenextensive Profil (= = <) mit 46 Fällen oder 10
Prozent, das durch die Betriebsgruppe zwischen zwei und fünf Hektar sowie die
Hackfruchtwirtschaften gekennzeichnet war. Kurz, die Litschauer Betriebe zeigten
hinsichtlich der Verteilung der Intensitätsprofile auf die Betriebsgrößen eine Drei-
teilung ; dabei schloss die Allgegenwart der Hackfruchtwirtschaften Variationen
nach Betriebstypen weitgehend aus.
Die Intensitätsprofile stellen, zusätzlich zu Betriebsgröße und -typ, ein aussa-
gekräftiges Merkmal der Landwirtschaftsbetriebe dar ; doch sie sagen wenig über
die andere Seite des Agrarsystems : den Haushalt. Dazu werfen wir zunächst ei-
nen Blick auf die Zusammensetzung der Haushalte auf Basis der entsprechenden
Arbeitszeitpotenziale.137 Die durchschnittlichen Anteile der ständigen Familien-
arbeitskräfte beliefen sich auf 84 (± 23) Prozent, jene der ständigen Fremdarbeits-
kräfte auf 11 (± 19) Prozent und jene der nichtständigen Arbeitskräfte auf 5 (± 8)
Prozent. Die aus diesen drei Größen gebildeten Arbeitszeitprofile unterstreichen
den familienwirtschaftlichen Charakter der Höfe : Die Hälfte der Gesamtheit, 756
Betriebe oder 49 Prozent, zeigt überdurchschnittliche Familienanteile bei unter-
durchschnittlichen Gesinde- und Taglöhneranteilen (> < <) ; sie entsprechen, be-
zogen auf das Ökotypen-Modell, der „Smallholder-Gesellschaft“.138 Danach folgt
eine Gruppe, 196 Betriebe oder 13 Prozent, mit verminderter Familienarbeit sowie
erhöhter Gesinde- und Taglohnarbeit (< > >) – das Profil der „Taglöhner-Gesin-
degesellschaft“. Die nächst kleinere Gruppe mit 189 Betrieben oder 12 Prozent
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Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Schlachtfelder
- Subtitle
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Author
- Ernst Langthaler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 948
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937