Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Page - 99 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 99 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945

Image of the Page - 99 -

Image of the Page - 99 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945

Text of the Page - 99 -

99Blicke hinter das Hoftor zent verfügten die Betriebsbesitzer-/innen über anderweitiges Einkommen in nen- nenswertem Ausmaß. Jene 266 Betriebe oder 17 Prozent, über die keine Angaben vorliegen, sind aufgrund ihrer geringen Flächenausstattung wohl überwiegend den Nebenerwerbsbetrieben zuzurechnen. Unter den genannten Berufen finden sich 59 Hilfsarbeiter/-innen, 50 Maurer, 31 Zimmermänner, 29 im Ausgedinge, in Pension oder von Renten lebende Personen, 22 landwirtschaftliche Taglöhner/-innen, 21 Gastwirtinnen und Gastwirte, 19 Forstarbeiter, 15 Fabriksarbeiter/-innen, zwölf Eisenbahner, elf Wagner, elf Schuhmacher und 170 weitere Berufstätige, vom Ro- manschriftsteller bis zur Eiersammlerin (Abbildung 2.18). Allein diese Rangliste vermittelt bereits einen Eindruck von den Überlappungen der Land- und Forst- wirtschaft mit anderen Wirtschaftszweigen ; von einem trennscharf abgegrenzten Agrarsektor konnte keine Rede sein. Um diesen groben Eindruck zu verfeinern, vergleichen wir die regionalen Er- werbsmuster (Tabelle 2.12). In der Region Matzen wurden, den Aufzeichnungen zufolge, 312 Betriebe oder 65 Prozent im landwirtschaftlichen Haupterwerb ge- führt  – ein überraschend hoher Wert, der aufgrund dreier Quellenmängel zwei- felhaft erscheint : Erstens sind die Auersthaler Zwerg- und Kleinbetriebe nur bruchstückhaft dokumentiert. Zweitens gaben die Erhebungsorgane offenbar die landwirtschaftliche Taglohnarbeit der Kleinhäusler/-innen, die in dieser Region die Regel war,145 nicht an ; sie beschränkten ihre Eintragungen auf gewerbliche Be- rufe. Drittens fehlt in 154 Fällen oder 32 Prozent die Angabe des Haupterwerbs- zweigs ; da deren Kulturfläche fast ausschließlich unter fünf Hektar lag, handelt es sich offenbar überwiegend um Nebenerwerbsbetriebe  – eine Annahme, die durch den zwerg- und kleinbetrieblichen Zuschnitt der 17 Betriebe oder 4 Prozent mit außeragrarischem Haupterwerb bekräftigt wird. Die Haupterwerbsbetriebe zeigen einen getreide-, hackfrucht- und weinbauwirtschaftlichen Schwerpunkt ; unter den Nebenerwerbsbetrieben stechen Getreide-Weinbau- und Hackfrucht-Weinbau- wirtschaften etwas hervor. Weitaus verlässlichere Angaben liegen zur Region Mank vor ; denn hier sind die Zwerg- und Kleinbetriebe weitgehend dokumentiert, die landwirtschaftliche Taglohnarbeit wird angegeben und die 76 Fälle oder 12 Prozent mit fehlenden Angaben halten sich in Grenzen. Die 339 Haupterwerbsbetriebe oder 55 Prozent waren erwartungsgemäß mittel- und großbetrieblich sowie getreidewirtschaftlich akzentuiert. Doch sie enthalten auch Nebenerwerbsbetriebe mit zumindest mit- telbetrieblichem, wenn auch hackfruchtwirtschaftlichem Zuschnitt, die häufig mit Gasthäusern, Mühlen, Fleischhauereien, Sägewerken und Schmiedewerkstätten verbunden waren. Das Gros der Nebenerwerbsbetriebe, etwa die der Hilfsarbeiter/- innen, Zimmermänner, landwirtschaftlichen Taglöhner/-innen und Maurer, be- schränkte sich jedoch weitgehend auf Größen unter fünf Hektar Kulturfläche.
back to the  book Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945"
Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Schlachtfelder