Page - 174 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Image of the Page - 174 -
Text of the Page - 174 -
174 „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe
Tabelle 3.2 : Besitzgrößenverteilung der Umsiedler/-innen aus dem Raum
Döllersheim
Fläche vor
der Umsied-
lung (ha) Fläche nach der Umsiedlung (ha)
< 1 ha 1–3 ha 3–7,5 ha 7,5–15
ha 15–25
ha > 25 ha kein
Kauf Summe
< 1 ha 8,8 5,8 2,5 0,8 – – 0,1 18,0
1–3 ha 3,5 2,8 4,3 1,9 – – 0,5 13,0
3–7,5 ha 2,3 1,4 5,3 4,7 0,5 0,1 0,2 14,5
7,5–15 ha 1,4 0,4 2,7 11,0 5,7 0,7 0,1 22,0
15–25 ha 0,5 0,5 0,9 8,6 12,0 3,5 – 26,0
> 25 ha 0,4 – 0,1 0,5 2,6 2,9 – 6,5
Summe 16,9 10,9 15,9 27,5 20,8 7,2 0,9 100,0
Quelle : Techow (Hg.), Heimat, 89.
Unter den „arisierten“ Gütern befand sich auch das nur wenige Kilometer vom
geplanten Truppenübungsplatz entfernt gelegene Gut Schwarzenau.114 Bereits im
Juli 1938, nur einen Monat nach der Ermächtigung des Chefs der Wehrkreisver-
waltung XVII zur Landbeschaffung für den Truppenübungsplatz,115 wurden die
Kaufverträge zwischen den jüdischen Besitzern und der DAG abgeschlossen. Vom
772 Hektar großen Besitz entfielen 285 Hektar auf die landwirtschaftliche und
379 Hektar auf die forstwirtschaftliche Nutzfläche ; der Rest umfasste Gewässer-,
Bau- und Wegflächen. Im Zuge eines Rückstellungsverfahrens 1947 berichtete
Hugo Grimm, Leiter der Landwirtschaftsabteilung des Amtes der Niederöster-
reichischen Landesregierung und noch einige Jahre zuvor als Stellvertreter Heinz
Haushofers in der Oberen Siedlungsbehörde des Reichsstatthalters in Niederdo-
nau für die landwirtschaftliche „Entjudung“ zuständig,116 über die damalige Ver-
wendung des „arisierten“ Gutes :
„Die Hauptmasse der in Schwarzenau gelegenen Gutsfläche wurde gleich einigen
zum Gebiete der Markgemeinde Vitis gehörenden gutseigenen Grundstücken im
Siedlungsverfahren verwertet. Das Gesamtausmaß des für diesen Zweck beanspruch-
ten Areals macht 274,5 [Hektar] aus. Der größte Teil desselben wurde unter Errich-
tung neuer Hofstellen solchen Neusiedlern übertragen, welche Grund und Boden zur
Bildung des Truppenübungsplatzes Döllersheim abtreten mussten. Der kleinere Teil
der Siedlungsfläche, etwa 22,8 ha, wurde im Anliegersiedlungsverfahren an Landwirte
in Schwarzenau, Vitis usw. vergeben [Hervorhebungen im Original].“117
back to the
book Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945"
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Schlachtfelder
- Subtitle
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Author
- Ernst Langthaler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 948
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937